Landesmuseum Württemberg erwirbt archäologische Objekte aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen

Bommelohrring, 8. Jh. Goldener Ohrring mit Filigrandrahtauflagen und seitlichen Buckeln. Diese Objekte gehören zu den jüngsten Objekten aus Gräbern der Merowingerzeit und datieren ins 8. Jahrhundert (© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik Zwietasch).

Nachdem im Jahr 2014 bereits das bedeutende frühmittelalterliche Helmgrab von Gammertingen aus den Fürstlich Hohenzollernschen Kunst- und Altertümersammlungen in den Besitz des Landesmuseum Württemberg übergegangen war, konnte nun durch Mittel der Museumsstiftung Baden-Württemberg und der Kulturstiftung der Länder der gesamte übrige Bestand der archäologischen Sammlung erworben werden. Bei den Beständen aus dem Hause Hohenzollern- Sigmaringen handelt es sich um eine der bedeutendsten archäologischen Privatsammlungen Süddeutschlands. Sie deckt vor allem für die Epochen der Metallzeiten und des Frühen Mittelalters auf einem sehr hohen Niveau einen Landesteil ab, der aufgrund der politischen Gliederung Südwestdeutschlands im 19. Jahrhundert bisher im archäologischen Altbestand des Landesmuseums fast nicht vertreten war. Ihre formale Geschlossenheit, die epochenübergreifende Zusammensetzung ihrer Bestände sowie ihre Provenienz bilden ein Alleinstellungsmerkmal, das sie von anderen adligen oder bürgerlichen Sammlungen dieser Zeit abhebt.

Kunststaatssekretär Arne Braun: „Der Ankauf der archäologischen Sammlung des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen ist ein Gewinn für das Landesmuseum Württemberg – und damit natürlich für das gesamte Land Baden-Württemberg. Dank der Unterstützung des Landes und der Kulturstiftung der Länder konnten wir eine regionalgeschichtlich wie auch für die Vor- und Frühgeschichtsforschung bedeutende Sammlung in öffentliches Eigentum überführen und damit dauerhaft sichern. Besonders freue ich mich darüber, dass Objekte aus der Sammlung nach ihrer Erforschung auch in Museen in der Ursprungsregion gezeigt werden sollen.“ Zum Ankauf der zahlreichen Objekte, an der die Kulturstiftung der Länder maßgeblich beteiligt war, sagt Professor Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung: „Diese über mehrere Jahrhunderte zusammengetragene Sammlung steht exemplarisch für die Sammlertätigkeit der deutschen Fürstenhäuser und die frühe Forschung zur Vorgeschichte. Wir freuen uns, dass die Sammlung in ihrer Gesamtheit in den Besitz des Landesmuseums Württemberg übergehen konnte, der dadurch um Funde aus Regionen erweitert werden konnte, die bislang kaum vertreten waren. Der Ankauf durch das Landesmuseum ermöglicht zudem die spätere Leihgabe an regionale Museen, die einen eindeutigen Bezug zu den Objekten und ihren Fundstellen haben.“

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Auch Astrid Pellengahr, Direktorin des Landesmuseums Württemberg, zeigt sich hocherfreut über den Erwerb und sagt: „Mit dem Ankauf der Objekte aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen konnte eine Lücke in unserem Sammlungsbestand geschlossen werden. Darüber freue ich mich sehr.“

Die Ursprünge der Sammlung reichen in das frühe 19. Jahrhundert zurück, als der regierende Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen damit begann, eine Sammlung archäologischer Altertümer anzulegen, hauptsächlich solcher, die in seinem Herrschaftsgebiet gefunden wurden. Die Sammlung wurde bis in die 1910er Jahre kontinuierlich ausgebaut, bis sich der Fokus der Sammeltätigkeit des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen nach dem Tod des Fürsten Leopold im Jahre 1905 auf andere Bereiche verlagerte.

Perlenkette mit Goldanhängern, 7. Jh. Perlenkette aus Glas-, Bernstein-und Amethystperlen. Bei den drei Goldanhängern handelt es sich um sogenannte „Brakteaten“, dünne Goldblechplättchen, die einseitig geprägt wurden. Auf dem mittleren Brakteaten sieht man eine menschliche Büste mit Diadem und Toga, die beiden äußeren zeigen geflügelte Wesen. Offenbar wurden hier römische Münzprägungen zum Vorbild genommen. Fundort: Gammertingen (© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Hendrik Zwietasch).

Die Altertümersammlung der Hohenzollern in Sigmaringen stellt ein anschauliches Denkmal für die Anfänge der Vor- und Frühgeschichtsforschung in Süddeutschland dar. Ihre zahlreichen Funde sind für die Landesgeschichte und die Vorgeschichtswissenschaft von überdurchschnittlicher Bedeutung, die auch durch den Eintrag als bewegliches Kulturdenkmal kenntlich ist.

Neben dem Helmgrab von Gammertingen wird bereits ein weiteres wichtiges Ensemble in die Schausammlungen des Landesmuseum gezeigt: Das Grab von Vilsingen-Inzighofen ist seit 2016 in der Präsentation „Wahre Schätze“ im Bereich der frühkeltischen Fürstensitze und -gräber zu sehen. Es wurde vorab vom Fürstenhaus als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Bevor weitere Objekte dauerhaft in die Schausammlungen integriert werden können, muss die Sammlung noch inventarisiert und erforscht werden. Im Fokus der Forschung sollen die archäologischen Bestände in Kombination mit den ebenfalls erhaltenen umfangreichen Archivalien stehen. Es gilt, die Genese der Sammlung und die Umstände der Auffindung oder Ausgrabung zu dokumentieren sowie die handelnden Personen zu beleuchten.

Die Sammlung soll einer breiten Öffentlichkeit in Sonderpräsentationen zugänglich gemacht werden, auch als Wanderausstellung in Museen in der Ursprungsregion.

Nach Pressemitteilung des Landesmuseum Württemberg.

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