Das Rätsel der Schamanin – eine archäologische Reise zu unseren Anfängen

Cover »Das Rätsel der Schamanin«

Das bewährte Autorenteam macht in seinem Buch über die berühmte mesolithische Schamanin eine Reise mit etlichen Halten, die deutlich mehr bieten als nur den Versuch, die vielen Rätsel zu lösen, die sich um den reich ausgestatteten Grabfund von Bad Dürrenberg ranken. Erstmals wird minutiös aufgerollt, wie die Nazis die Tote – für sie ein alter weißer Mann – zum »Urgermanen« stilisieren und so den Ursprung der Arier in Deutschland verankern wollten. Ein geradezu skurriles Vorhaben, zeigen doch die jüngsten Genanalysen, dass es sich bei der Toten um eine etwa 30-jährige, zudem dunkelhäutige Frau handelt! In packend geschilderten Momentaufnahmen betritt der Leser diver­se Speziallabore, wo immer neue Einsichten zur Schamanin gelingen, die am Ende viele Rätsel lösen und eine denkbare Geschichte der wichtigsten Stationen ihres Lebens erzählbar machen – zwar Fiktion, aber doch »based on a true story«. Die Autoren wechseln häufig aus der Gegenwart in das ferne Mesolithikum und machen dieses anschaulich ­erlebbar. Spannend liest sich auch das ­Kapitel über die Urgründe des Schamanismus, die Verteufelung der spirituellen Spezialisten dieser Zunft durch Christentum, Kolonialmächte und kommunistische Staatsräson – aber auch die esoterische Verklärung des Schamanentums in der westlichen Welt. So wird die Geschichte dieser außergewöhnlichen Bestattung tatsächlich zu einer weiten, lehrreichen Reise für den Leser. Und ist, wie die Autoren es treffend ausdrücken, in vieler Hinsicht auch eine »Archäologie der modernen Welt«.

| Andrea Zeeb-Lanz

Produktdetails

Das Rätsel der Schamanin – eine archäologische Reise zu unseren Anfängen

Harald Meller und Kai Michel
Hamburg: Rowohlt 2022, 368 S., 28 Euro

Das könnte Sie auch interessieren!

Alter Fund neu im Blick – die »Schamanin« von Bad Dürrenberg

Die anfangs als jungsteinzeitlich eingestufte Bestattung einer Frau mit Säugling von Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt stellt mittlerweile einen der wichtigsten Grabfunde mittelsteinzeitlicher Jäger und Sammler in Europa dar. Nachgrabungen am 1934 entdeckten Grab ergänzen nun die alten Funde und liefern eine Reihe neuer spannender Ergebnisse.