Neue Erkenntnisse zum Munitionsfund im Bayerischen Landtag

Koppeltasche mit Zeitungsresten (Foto: BLfD).

Die historischen Waffen und Munition, die kürzlich bei Bauarbeiten im Maximilianeum gefunden wurden, stammen aus der Zeit bis 1918, wurden aber erst 1933 vergraben. Das haben Experten des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt und des Landesamtes für Denkmalpflege rekonstruieren können.

Archäologen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die die Funde wissenschaftlich untersucht und ausgewertet haben, fanden zusammengeknüllte, in eine Munitionstasche gestopfte Zeitungsseiten. Eine Restauratorin konnte das stark beschädigte Papier wiederherstellen, sodass das Datum lesbar wurde: Es handelte sich um die Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 5. April 1933. Nach bisherigem Kenntnisstand hat sich von Juli 1932 bis zum April 1933 die „Bayernwacht“ im Gebäude aufgehalten, die dann von der SA, der paramilitärischen Kampfgruppe der NSDAP, verdrängt wurde. In diesen Zusammenhang dürften auch die Fundsachen stehen. Möglich wäre, dass die Bayernwacht, eine Selbstschutzorganisation der katholisch-konservativen Bayerischen Volkspartei, vermeiden wollte, dass die Waffen, Munition und Ausrüstung der SA in die Hände fällt, und sie darum im Boden des südlichen Arkadenhofs vergrub. Dafür spricht auch, dass die Waffen vor dem Vergraben bewusst beschädigt worden waren.

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Restaurierte Zeitungsreste (Foto: BLfD).

Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, erklärt: „Zusammengeknülltes Zeitungspapier, das vermutlich zum Trocknen einer feucht gewordenen Tasche gedient hat, öffnet uns nun das Fenster in eine Vergangenheit, die noch gar nicht so lange her ist – und zwar auf den Tag genau. Es zeigt, was die zeitgeschichtliche Archäologie imstande ist, zu unserem historischen Wissen beizutragen.“Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagt: „Die Realität ist spannender als mancher Historienroman – das gilt bei der Geschichte des Gebäudes, in dem der Bayerische Landtag tagt, noch mehr als sowieso schon: Denn jetzt ist klar, dass wir über die Zeit zwischen den Weltkriegen noch nicht alles wussten. Dass 1933 bewaffnete Gruppen im Maximilianeum waren und ihre Waffen zu dieser Zeit dann zerstört und vergraben haben, ist eine völlig neue Erkenntnis.“

Rund 400 Kilogramm Munition, etwa 40 Gewehre und Karabiner sowie zahlreiche Alltagsgegenstände – von Kerzenhaltern über Flaschen bis Büroausstattung – waren Ende September bei den Bauarbeiten nahe des Südhofs des Maximilianeums freigelegt worden.

Nach einer Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege.

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