Holzkohle und Rinder korrelieren mit dem Aussterben der Megafauna auf Madagaskar

Ausgegrabener Teich nahe Ankatoke, Madagaskar.
Ausgegrabener Teich nahe Ankatoke. © Sean Hixon, courtesy of Morombe Archaeological Project

Veränderungen in der Landnutzung, und nicht die Jagd, befeuerten das Aussterben der Megafauna auf Madagaskar

Das Schicksal des Dodos gilt als eindrucksvolles Beispiel für die destruktive Wirkung des Menschen auf insulare Ökosysteme. So lebten auf Madagaskar einst gorillaartige Lemuren, drei Meter große Elefantenvögel sowie Zwergflusspferde, die jedoch mit der Ankunft des Menschen ausstarben.  Die Gründe für das Verschwinden der sogenannten Megafauna sind jedoch bislang kaum erforscht.

Die in Scientific Reports veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass der Mensch dabei eine entscheidende Rolle spielte, die Jagd allein jedoch nicht der Hauptgrund gewesen sein konnte. Während frühere Untersuchungen über die Jagd auf endemische Tiere vor mindestens 2.000 Jahren berichteten, korreliert diese Studie das Verschwinden der endemischen Megafauna vor etwa 1.000 Jahren mit einer starken Zunahme eingeschleppter Arten sowie menschlicher Landschaftsveränderungen.

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Im Rahmen der Studie wurden Ausgrabungen an Küstenteichen und in einer Höhle in Madagaskar durchgeführt. Die Überreste von Tieren der Megafauna, nicht-heimischer Arten sowie sonstige Anzeichen für menschliche Aktivitäten wurden anschließend radiokohlenstoffdatiert.

Die Untersuchungen zeigten, dass die Tiere der Megafauna mehrere Trockenperioden während der letzten 6.000 Jahre überstanden. Erste Anzeichen menschlicher Aktivität, beispielsweise bearbeitete Knochen und Muscheln, konnten erst vor rund 2.000 Jahren festgestellt werden.

Vor knapp 1.000 Jahren war ein deutlicher Anstieg von Holzkohle und den Knochen von domestizierten Tierarten, wie Hunden oder Zebus, zu erkennen. Diese menschlichen Veränderungen der Umwelt korrelierten zeitlich mit dem Rückgang der Megafauna.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Abbrennen der Wälder, um Platz für die neuen Weidetiere zu schaffen, das Aussterben der Megafauna mitverursachte und nicht nur lediglich die Jagd“, so Sean Hixon, Hauptautor der Studie.

3.000 bis 4.000 Jahre alte Knochen ausgestorbener Krokodile und Zwergflusspferde. Ausgegraben bei Ankatok.
3.000 bis 4.000 Jahre alte Knochen ausgestorbener Krokodile und Zwergflusspferde. Ausgegraben bei Ankatok. © Garth Cripps, 2018

In den letzten Jahren konzentrierte sich die Debatte über die Ursachen für das Aussterben der Megafauna weitgehend auf den Klimawandel und die Überjagung durch den Menschen in jüngster Zeit. Diese neue Studie legt nahe, dass diese beiden Faktoren zwar Stressfaktoren auf Madagaskar waren, aber nicht die eigentliche Ursache für das Aussterben der Megafauna darstellen.

Damit unterstreicht die Studie, dass die Jagd nicht die einzige Möglichkeit ist, über die der Mensch sich auf andere Arten auswirken kann. Um die Artenvielfalt zu schützen, sollten deshalb auch Lebensraum sowie Mobilität der Tiere berücksichtigt werden und wie diese durch den Menschen beeinflusst werden. 

Die Forschenden hoffen, dass sie in Zukunft weitere paläontologische und archäologische Funde auf der Insel entdecken werden, um die Ankunft des Menschen auf Madagaskar und deren Folgen besser zu verstehen.

Nach Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie