Archäologen fördern Überreste von mehr als 2500 Jahre alter Vorratskammer in Gaukönigshofen zutage

Unter den Fundstücken in Gaukönigshofen befinden sich Tonscherben aus der Mittleren Hallstattkultur, ungefähr aus der Zeit von 800 bis 600 vor Christus.
Unter den Fundstücken befinden sich Tonscherben aus der Mittleren Hallstattkultur, ungefähr aus der Zeit von 800 bis 600 vor Christus. © Christian Schuster

Ein knappes Vierteljahr wurde in Gaukönigshofen nach Spuren der Geschichte gegraben – mit Erfolg. Archäologen haben nun mehr als 2500 Jahre alte Relikte ans Tageslicht befördert. „Wir sind auf mehr als 40 Befunde gestoßen“, berichtet Ausgrabungsleiter Ulrich Müller vom Büro für Ausgrabungen und Dokumentation Heyse sichtlich erfreut bei einem Rundgang mit Landrat Thomas Eberth und Mitarbeitenden der Hochbauverwaltung des Landratsamtes über das Gelände.

Im Mai dieses Jahres wurden am südlichen Ortsende von Gaukönigshofen zunächst sogenannte bauvorgreifende archäologische Sondierungen durchgeführt. Denn angrenzend an das Sportgelände des Tennisclub Gaukönigshofen soll im kommenden Jahr der Bau des neuen Standorts Süd der Rupert-Egenberger-Schule beginnen. Da bereits von früheren Baumaßnahmen Kenntnis über Bodendenkmäler vorhanden waren, musste der Landkreis als Bauherr der Förderschule die archäologischen Sondierungen beauftragen.

Während die ersten Grabungen kaum etwas zutage gefördert hatten, wurden nun im Zuge des großflächigen Erdaushubs allerdings unter anderem die Überreste einer Vorratsgrube aus vorrömischer Zeit freigelegt. Im Erdreich eingeschlossen waren eine Vielzahl von zerbrochenen Keramikgefäßen, die Rückschlüsse auf die frühere Besiedelung zulassen. Landrat Thomas Eberth und eine Abordnung des für den Bau der Schule zuständigen Fachbereichs am Landratsamt besuchten die Ausgrabungsstätte bei frostiger Witterung gemeinsam mit den beiden Bürgermeisterstellvertretern Esther Pfeuffer und Norbert Roth.

Fundstücke aus zwei unterschiedlichen Zeitaltern

Ganz konkret stieß das Team von Heyse auf Keramikscherben, Tierknochen, die auf Lebensmittel oder Lebensmittelabfälle hindeuten könnten, sowie einfache Steinwerkzeuge und zwei kleine Bronzefragmente. Die Anordnung der Funde lässt auf Vorratskammern schließen, die kegelförmig unter der Erde angelegt wurden. „Was sicherlich ebenfalls dort zu finden gewesen wäre, sind Funde aus Holz. Aber die sind nach dieser Zeit natürlich nicht mehr erhalten“, führt Ulrich Müller aus.

Tatsächlich sind die Archäologen auf die Überreste von Siedlungen aus zwei unterschiedlichen Zeitaltern gestoßen. „Wir haben einmal Siedlungsspuren aus der Mittleren Hallstattkultur gefunden, eine frühkeltische Zeit ungefähr von 800 bis 600 vor Christus. Damals lebten hier einfache Bauern, die Landwirtschaft betrieben haben, aber bereits in durchaus massiven Häusern aus Holz und Lehm wohnten“, führt Ausgrabungsleiter Müller aus.

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Die weiteren Siedlungsreste könne man auf das Frühmittelalter datieren, etwa das achte bis zehnte Jahrhundert, die Zeit der Karolinger. Ohne eine direkte Verbindung zu den sehr viel älteren Fundstücken, habe es auch damals an dieser Stelle Siedlungen gegeben. „Gaukönigshofen liegt für die damaligen Verhältnisse ungefähr eine Tagesreise von Würzburg entfernt. Das könnte damals also eine Durchgangsstation für einen Karolingischen Herrscher gewesen sein“, so Ulrich Müller.

Was passiert mit den Fundstücken?

Die verbleibenden Fundstücke werden derzeit noch vorsichtig aus dem Erdreich entfernt. Dafür werde man nach den Schätzungen von Ulrich Müller noch rund eine Woche benötigen – wenn der anhaltende Frost den Boden nicht zu hart werden lasse. Sobald die Archäologen die „Befunde“ vollständig ausgegraben haben, ist ihre Arbeit abgeschlossen. Im umgebenden Lösslehm sei in der Regel nicht mit weiteren Bodendenkmälern zu rechnen, so der Fachmann.

Sobald alle Fundstücke ausgegraben sind, werden diese nochmals genau begutachtet und archiviert. „Wir hätten die Funde natürlich nach der Würdigung durch den Denkmalschutz gerne wieder für eine Ausstellung zurück“, freute sich Landrat Thomas Eberth. „Wir halten hier Jahrtausende alte Geschichte in Händen. Das ist ein unglaublich spannender Fund.“ Eberth könne sich durchaus vorstellen, die Tonscherben und eine geschichtliche Aufarbeitung dazu im späteren Schulbereich für die Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen.

Spatenstich 2023: Keine Verzögerung durch Grabungen

Verzögerungen am Bau wird es durch die Funde nicht geben. „Wir hatten genügend Vorlauf für unsere Arbeiten“, bestätigt Ulrich Müller. Wenn es die Witterung zulasse, könnten die Arbeiten also zeitnah abgeschlossen werden. Im ungünstigsten Fall müsse man im Februar die Restarbeiten erledigen, wenn der Boden wieder auftaue. Bis zum Beginn der Bauarbeiten ist dann aber immer noch genügend Zeit: Die Planung der Hochbauverwaltung sieht die Erschließung des Grundstücks für Sommer 2023 vor, im Herbst soll der Spatenstich erfolgen.

Nach Pressemitteilung des Landkreises Würzburg