Kesselwagen

Mit dem Kultgeschehen der jüngeren Bronze– und älteren Eisenzeit in Verbindung stehende Wagenmodelle. Wesentliche Bestandteile der gelegentlich in reich ausgestatteten Gräbern beigegebenen Gefährte sind die fahrbaren Räder und der darauf montierte Kessel. Noch sehr einheitlich gestaltet sich das Erscheinungsbild der in der Urnenfelderkultur und der Nordischen Bronzezeit anzutreffenden Stücke, wie sie etwa aus Milavče (Tschechien), Skallerup (Dänemark) oder Acholshausen (Deutschland, Unterfranken) vorliegen: symmetrisch aufgebaut und, entsprechend der bronzezeitlichen Ikonografie, häufig mit einem in Form der Vogelbarke gestalteten Unterbau versehen. Eine größere Formenvielfalt weisen die hauptsächlich im Südostalpengebiet und Italien verbreiteten eisenzeitlichen Wagen auf. Hier begegnen erstmals auch anthropomorphe Elemente. Die dargestellten Bildinhalte – am bekannten hallstattzeitlichen Kesselwagen von Strettweg (Österreich, Steiermark) findet sich als zentrales Motiv die Hydrophore (griech. Wasser-/Gefäßträgerin) bzw. Trankspenderin, ergänzt um Hirschopfer und Reiterkrieger – weisen Übereinstimmung mit den Bildmotiven des „Situlenfestes“ in der Situlenkunst auf. Als dingliche Visualisierung mythologischer Vorstellungen findet sich im Motiv von Ankunft (Geburt) und Abfahrt (Tod) des im Kessel gegenwärtigen Numinosen der kontinuierliche zyklische Wechsel thematisiert, wie er etwa im Ablauf der Jahreszeiten regelmäßig zu erfahren war und eng mit dem Totenritual verbunden ist. Ähnliche Gefäßwagentypen sind vom Balkan bis Griechenland und Zypern bekannt.

Autor: Angelika Hofmann

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