4.400 Jahre alter „Stab“ in Form einer Schlange entdeckt

Archäologen der Universität Turku haben in Zusammenarbeit mit der Finnish Heritage Agency und Forschern der Universität Helsinki einen steinzeitlichen hölzernen „Stab“ in Form einer Schlange freigelegt.

Die Entdeckung des „Stabes“ in Form einer Schlange wurde an der prähistorischen Stätte Järvensuo 1 gemacht, einem alten Feuchtgebiet an den Ufern des Rautajarvi-Sees im Südwesten Finnlands. Järvensuo 1 wurde in den 1950er Jahren zufällig von Grabengräbern entdeckt und ist Gegenstand laufender Ausgrabungen, die 2019 begonnen haben.

a) Die Schlangenfigurine in situ; b) der ausgegrabene Stab in Form einer Schlange von oben fotografiert (Fotos: S. Koivisto).
a) Die Schlangenfigurine in situ; b) das ausgegrabene Artefakt von oben fotografiert (Fotos: S. Koivisto).

Schlange, Menschen und Schamanismus

Aufgrund der anaeroben Bedingungen des Bodens wurden bereits bei früheren Untersuchungen mehrere perfekt erhaltene hölzerne Artefakte freigelegt, darunter eine hölzerne Schaufel mit einem Griff in Form eines Bärenkopfes.
Der jüngste „Stab“-Fund misst einen halben Meter in der Länge und hat die Form einer naturalistischen Schlange mit Schlangenkopf. Archäologen stellen fest, dass der Fund mit keinem anderen hölzernen Artefakt aus dem neolithischen Nordeuropa vergleichbar ist, obwohl Schlangen manchmal in zeitgenössischen Felszeichnungen aus der Pit-Comb-Ware-Kultur (auch Kamm-Keramik-Kultur genannt) dargestellt werden, wo sie von menschenähnlichen Figuren gehalten werden.

Möglicherweise wurde der „Schlangenstab“ von einem steinzeitlichen Schamanen für rituelle Zwecke verwendet. Dr. Antti Lahelma von der Universität Helsinki sagte: „Es scheint eine gewisse Verbindung zwischen Schlangen und Menschen zu geben, das erinnert an den nördlichen Schamanismus der historischen Periode, wo Schlangen eine besondere Rolle als Geist-Helfer-Tiere des Schamanen hatten.“

Feuchtgebiete als gute Konservatoren

Bei den jüngsten Ausgrabungen wurden auch mehrere hölzerne Artefakte freigelegt, darunter hölzerne Utensilien, strukturelle Überreste und viele Teile der Fischereiausrüstung. Dr. Satu Koivisto, Leiterin der Järvensuo-Forschung an der Universität Turku und Hauptautorin der Studie, sagte: „Gut erhaltene Funde aus Feuchtgebieten helfen uns, die alten Völker und die Landschaft zu verstehen, in der sie sowohl weltliche als auch heilige Tätigkeiten ausübten.“
Die Forscher betonen, dass Järvensuo 1 bedroht ist, da Entwässerungsarbeiten und Umweltveränderungen, die durch den Klimawandel verschärft werden, die Stätte und die darunter liegende Archäologie in Gefahr bringen. „Die Zeichen der Zerstörung durch umfangreiche Entwässerungsarbeiten sind an der Stätte bereits deutlich zu erkennen, und ihre organischen Schätze sind nicht mehr sicher“, fügt Dr. Koivisto hinzu.

a) Lageplan; b) Untersuchungsgebiet in Järvensuo; c) Luftbild des Standorts (Höhendaten: National Land Survey of Finland; Foto: V. Laulumaa; Abbildung: S. Koivisto).
a) Lageplan; b) Untersuchungsgebiet in Järvensuo; c) Luftbild des Standorts (Höhendaten: National Land Survey of Finland; Foto: V. Laulumaa; Abbildung: S. Koivisto).

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Nach einer Pressemeldung von Antiquity.

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