Brandgräber unter dem alten Schulhof in Petershagen-Lahde entdeckt

Wo noch vor einigen Jahren die Schüler der Hauptschule in Petershagen-Lahde Pause machten, entsteht jetzt eine neue Mehrzweckhalle. Eine archäologische Fachfirma und die Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) begleiten die dafür notwendigen Baggerarbeiten von Beginn an. „Wir wussten, dass in dem Areal mit Grabbefunden zu rechnen ist, da durch die regen Bautätigkeiten seit den 1970er-Jahren im Umfeld immer wieder entsprechende Funde gemacht wurden. Die Frage war nur, ob unterhalb des Asphalts noch Gräber erhalten geblieben sind oder ob sie bereits zerstört waren“, so Sebastian Düvel, wissenschaftlicher Referent der Außenstelle Bielefeld.

Beschädigt, aber dennoch ein wichtiger Fund: Die Reste dieses Urnengrabs in Petershagen-Lahde werden von Christoph Storz von der Fachfirma Archäologie am Hellweg eG freigelegt.
Beschädigt, aber dennoch ein wichtiger Fund: Die Reste dieses Urnengrabs in Petershagen-Lahde werden von Christoph Storz von der Fachfirma Archäologie am Hellweg eG freigelegt. Foto: LWL/ Düvel

Bei den archäologischen Untersuchungen wurde das Grabungsteam schnell fündig:

„Wir haben auf dem Baufeld bisher Reste von zwei Urnen und 25 Brandgrubengräber entdeckt“, sagt Grabungsleiterin Dr. Eva Manz. Die Urnenfunde aus Petershagen-Lahde datieren die Fachleute anhand der Bestattungsform mit einiger Wahrscheinlichkeit in die ausgehende Bronze- bis mittlere Eisenzeit (1200 – 400 v. Chr.). Brandgrubengräber, in denen sich neben dem Leichenbrand auch die verkohlten Reste der Scheiterhaufen befinden, sind in Ostwestfalen ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. geläufig und können hier noch bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. vorkommen. Daher können die Archäolog:innen sie bisher nur grob zwischen der späten Eisenzeit und dem frühen Mittelalter einordnen.

„Wie alt die einzelnen Gräber genau sind, werden uns später die Durchsicht des Fundmaterials und die naturwissenschaftliche Altersbestimmung durch die Radiokarbondatierung verraten“, so Manz zum weiteren Vorgehen nach dem Abschluss der Ausgrabungen.

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Zusammen mit den früheren Funden zeigen die jetzigen Entdeckungen, dass sich im Bereich der Schulen ein großes Bestattungsareal mit zahlreichen Urnen- und anderen Brandgräbern befunden hat, auf dem die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten ihre Toten bestattet haben.

„Nur wenige der Grablegen konnten vor Jahrzehnten lediglich in Notbergungen gesichert werden“, so Düvel. „Umso wichtiger ist es nun, die letzten verbliebenen Gräber vor ihrer Zerstörung sorgfältig auszugraben und zu dokumentieren. So lassen sich auch in Zukunft noch neue Erkenntnisse über die Geschichte des Grabplatzes und seine Stellung in der archäologisch sehr bedeutsamen Region gewinnen.“

„Aufgrund der guten Abstimmung aller Beteiligten während der Baumaßnahme können die Bauarbeiten für die Errichtung der Mehrzweckhalle auch während der laufenden archäologischen Untersuchung wie geplant durchgeführt werden“, betont Stefan Sander, zuständiger Amtsleiter von der Stadt Petershagen.

Pressemitteilung des LWL

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