Handelsnetze für Kupfer in Südskandinavien kartiert

Neue Forschungen präsentieren über 300 neue Analysen von Bronzeobjekten und erhöhen die Gesamtzahl der Objekte im „archäologischen Fingerabdruck-Projekt“ auf 550 Exemplare. Das sind etwa zwei Drittel des gesamten Metallinventars der frühen Bronzezeit in Südskandinavien. Zum ersten Mal war es möglich, die Handelsnetze für Metalle zu kartieren und Veränderungen in den Versorgungswegen zu identifizieren, die mit anderen sozioökonomischen Veränderungen zusammenfallen, die in den reichen metallabhängigen Gesellschaften des bronzezeitlichen Südskandinaviens nachweisbar sind.

Foto eines Schaftholzbeils. Anhand dieses Axttyps konnten die Handelsnetze nachverfolgt werden. Die Klinge des Beils ist aus massivem Kupfer gefertigt, die Schneide ist konisch geformt. Zudem weist das Beil ein Loch für den Schaft auf.
Schaftholzbeil Typ Fårdrup. Diese Axt ist von nordischer Handwerkskunst und verbirgt Informationen über den ersten Versuch, Handelsnetze mit Gesellschaften jenseits der Alpen aufzubauen. Eine kleine Gruppe dieser nordisch gefertigten Äxte ist aus norditalienischem Kupfer, während die Mehrheit dieser Äxte aus britischem und walisischem oder ostalpinem Metall gefertigt ist. Photo: Heide W. Nørgaard, by permission of the National Museum, Copenhagen.

Die prächtige Bronzezeit in Südskandinavien entstand vor 4000 Jahren durch den Handel mit Kupfer von den Britischen Inseln und der Slowakei. 500 Jahre später brachen diese etablierten Handelsnetze zusammen und frisches Kupfer wurde dann aus den südlichen Alpen, den sog. italienischen Alpen, gehandelt. Die groß angelegte Studie konnte zeigen, dass sich in den ersten 700 Jahren der nordischen Bronzezeit die Metallversorgungsnetze und Handelsrouten mehrfach änderten. Diese 700 Jahre der Etablierung und Veränderung führten zu einer hochspezialisierten Metallverarbeitungskultur mit wunderschönen Kunstwerken wie dem Trundholmer Sonnenwagen und spiralförmig verzierten Gürtelschildern, die hochrangige Frauen kennzeichneten und sogar auf den heutigen dänischen Geldscheinen abgebildet sind.

Die Studie von H. Nørgaard, Moesgaard Museum, und ihren Kollegen H. Vandkilde von der Universität Aarhus und E. Pernicka vom Curt-Engelhorn-Zentrum in Mannheim baute auf dem bisher größten Datensatz chemischer und isotopischer Daten von antiken Bronzeartefakten auf. Insgesamt wurden 550 Objekte verwendet, um die stattgefundenen Veränderungen zu modellieren: Diese Veränderungen korrelieren mit großen Verschiebungen in der sozialen Organisation, den Siedlungen, den Behausungen, den Bestattungsriten und der Fernmobilität.

„Dieser multidisziplinäre Ansatz – basierend auf konventionellen archäologischen Methoden und neuartigen wissenschaftlichen Methoden, die große Datenmengen verarbeiten – ermöglicht es uns nun, diese korrelierenden Veränderungen aufzuspüren und die Gleichzeitigkeit mit gesellschaftlichen Veränderungen zu identifizieren, die von Forscherkollegen erkannt wurden“, sagt Heide Nørgaard, die PI des Projekts.

„Es ist sehr wahrscheinlich, dass sowohl Menschen als auch Technologien nach Skandinavien kamen und dass die Skandinavier mit dem nordischen Bernstein, der von europäischen Handelspartnern sehr geschätzt wurde, ins Ausland reisten, um Kupfer zu erwerben.“

Nach Pressemeldung der Aarhus University

Nørgaard HW, Pernicka E, Vandkilde H (2021) Shifting networks and mixing metals: changing metal trade routes to Scandinavia correlate with Neolithic and Bronze Age transformations. PLOS ONEhttps://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0252376

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