Ein Jäger- und Sammler-Lager und ein Grab aus dem Endneolithikum in Morschwiller-le-Bas im Elsass gefunden

In Morschwiller-le-Bas (Haut-Rhin) brachte die Ausgrabung eines alten, heute zugeschütteten Tals Überreste aus dem Mesolithikum von ca. 9000 v. Chr. und ein Grabmal aus dem Endneolithikum von 3500-3100 v. Chr. ans Licht, das bis heute kein bekanntes Äquivalent im Elsass hat.

Seit Oktober 2021 führt das Inrap auf Anordnung des Staates (Drac Grand-Est) eine Ausgrabung in Morschwiller-le-Bas (Haut-Rhin) im Vorfeld des Baus einer Wohnsiedlung durch Terre & Développement durch.

Mesolithischer Fundplatz während der Ausgrabung. (Foto: Sylvain Griselin, Inrap).

Auf den Spuren der Vorgeschichte von Morschwiller-le-Bas

Auf dem Gelände fanden die Archäologen zahlreiche verstreute Spuren der ältesten Besiedlung der Stätte zwischen 9000 und 5500 v. Chr., insbesondere Haufen von Feuersteinabfällen, die bei der Herstellung von Jagdwaffen zurückgelassen wurden. Diese kleinen, scharfen Lamellen, die manchmal zu Spitzen umgearbeitet wurden, dienten zum Anspitzen von Pfeilspitzen. Zu dieser Zeit waren die prähistorischen Bevölkerungen noch Nomaden und lebten hauptsächlich von der Jagd mit Pfeil und Bogen und vom Sammeln. Die Spuren gehören zu Jagdstationen, einer Art temporärer Siedlung. Aufgrund der Besonderheiten einiger Pfeilspitzen können zwei Rastplätze auf das frühe Mesolithikum, also 9000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, datiert werden. Ein dritter Fundplatz, der einen technisch weiter entwickelter Pfeil enthält, könnte auf 6000 bis 5500 v. Chr. datiert werden.

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Schnitt durch eines der neolithischen Silos (Foto: Cécile Blondeau, Inrap).

Eine Siedlung aus dem Neolithikum in Morschwiller-le-Bas

Die Archäologen identifizierten in Morschwiller-le-Bas auch eine Siedlung aus der Jungsteinzeit. Sie belegt eine dauerhafte Ansiedlung auf dem Gebiet aus der Zeit der ersten agro-pastoralen Bevölkerungsgruppen, die dank der Etablierung des Ackerbaus und der Viehzucht sesshaft wurden. Die Ausgrabung von polierten Axtklingen, Schleifsteinen und Mühlsteinen ermöglicht es den Archäologen, die verschiedenen Tätigkeitsbereiche an diesem Standort zu untersuchen: Bereiche, in denen das Land gerodet wurde, oder Bereiche, in denen Getreide gemahlen wurde, wie mehrere auf dem Gelände entdeckte Mühlsteine belegen. Mehrere Gruben und Silos, die als Mülldeponien dienten, wurden gefunden und machen die erste sesshafte Besiedlung des Geländes sehr konkret. Diese Gruben enthielten verschiedene Abfälle aus geschliffenem Feuerstein, Mühlsteine und Fragmente von geschliffenen Äxten, Tierknochen (Schweine und Rinder) und Fragmente von Keramikgefäßen.

Grabstruktur wird freigelegt (Sylvain Griselin, Inrap).

Ein monumentales Grabmonument aus dem Endneolithikum (3500–3100 v. Chr.)

Der außergewöhnlichste Fund ist ein monumentales Grabmal aus dem späten Neolithikum. Es ist 15 Meter lang und 5 Meter breit und besteht aus Kalksteinblöcken, die eigens an die Fundstelle gebracht wurden und aus mindestens 3 Kilometern Entfernung stammen. Ein relativ leerer Raum in der Mitte der Struktur stellt wahrscheinlich eine Art Allee dar. In einem Teil des Monuments wurden mehr als 200 menschliche Knochenfragmente gefunden, die von verschiedenen Personen jeden Alters, Kindern und Erwachsenen, stammten. Die Knochen sind alle stark gebrochen, was die Hypothese einer absichtlichen Maniopulation oder Absonderung bestätigt, die durch weitere Untersuchungen präzisiert werden kann. Ein solches im Elsass bislang unbekanntes Monument, das zweifellos mit einem Holzdach bedeckt war, ähnelt in seiner Bestimmung den Dolmen oder den Hypogäen. Es handelt sich um ein Kollektivgrab.

Nach einer Pressemeldung des Inrap.

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