Notgrabung vor Bau neuer österreichischen Autobahn

Bei Voruntersuchungen beim Bau einer Autobahn legten Forschende Funde aus mehreren Epochen bis in das Ende des 10. Jahrhunderts frei.

Notgrabung vor Autobahn-Bau

Notgrabung bringt 9000 Jahre Geschichte zum Vorschein

Die bereits gemachten Funde im Zuge der archäologischen Grabungen bei der S 4 Mattersburger Autobahn bestätigen: Der Bereich bei Bad Sauerbrunn zählt zu den ältesten fix besiedelten Regionen des Menschen in Mitteleuropa. Die Funde sind laut Experten mehr als 9.000 Jahre alt. Dadurch bietet das Mittelburgenland einen faszinierenden Blick auf die menschliche Geschichte. Seit Beginn der Ausgrabungen befreite man bereits 40 Prozent der archäologischen „Verdachtsflächen“ vom Oberboden. Deshalb fand man mehr als 3.000 interessante archäologische Einzelbefunde. Durchgeführt werden die Grabungen als Vorbereitung für den kommenden Sicherheitsausbau der S 4 zwischen Mattersburg und Wiener Neustadt. „Archäologische Fundstellen geben einen interessanten Einblick in die Vergangenheit“, sagt Alexander Walcher, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH, „für uns ist wichtig, dass solche Zeugnisse der menschlichen Kultur erhalten bleiben.“ Zeitlich können die bisherigen Funde mehreren Epochen zugewiesen werden.

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Lange Historie am Fundplatz

„Sie reichen vom frühen Neolithikum über die späte Eisenzeit sowie der provinzialrömischen Besiedlung. Zudem konnten wir eine Fortsetzung bis in die Zeit des Mittelalters festhalten.“, bestätigt Kurt Fiebig, örtlicher Grabungsleiter. „Die ältesten Funde sind allerdings Langhäuser aus neolithischer Zeit. Als bis dato jüngstes Artefakt haben wir einen Backofen freigelegt, den wir auf Grund der Begleitfunde zwischen das ausgehende neunte Jahrhundert und das Ende des 10. Jahrhunderts datieren.“

Das Team rund um Kurt Fiebig besteht aus 20 nationalen und internationalen Expertinnen und Experten. Alle beweglichen Funde werden genauestens sortiert, gesäubert und zusammengesetzt, wie Keramikbruchstücke und Steinwerkzeuge. Archäologe Fiebig weiter: „Es ist immer wieder faszinierend einen Blick in die Vergangenheit machen zu können. Daher kartieren und dokumentieren wir und alle Funde und bewahren damit ein Stück Menschheitsgeschichte für die Nachwelt auf.“ Im burgenländischen Teil des Projektgebiets der S 4 Autobahn wurden in Summe 19 Verdachtsflächen und im niederösterreichischen Teil acht Verdachtsflächen identifiziert, die nun bis Ende 2021 untersucht werden.

Nach Pressemeldung der ASFINAG.

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