Wiederentdeckte Königspfalz Helfta wird ausgegraben

Grabung Königspfalz Helfta
Grabung Königspfalz Helfta. Foto: Thomas Schöne

Auf der wiederentdeckten Königspfalz Helfta bei Eisleben (Sachsen-Anhalt) sind die Grundmauern der Kirche Kaiser Ottos des Großen (912-973) freigelegt worden. «Mit 30 Meter Länge und etwa 20 Meter Breite hat Otto eine Kathedrale in Kleinformat bauen lassen,» sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann. Die Kirche wurde vor 968 gegründet und, so berichtet der zeitgenössische Chronist Thietmar von Merseburg, der heiligen Radegundis, Prinzessin in Thüringen, geweiht. Der Bau existierte etwa 500 Jahre und wurde in der Reformationszeit abgetragen. Bei der Kirche sind bislang 150 Gräber und etliche steinerne Grüfte aus dem 10. bis 15. Jahrhundert freigelegt worden. Die Kirche diente zeitweise auch als Begräbnisstätte für regionale Adelsgeschlechter.

Herausragend ist ein rund 1000 Jahre altes Kopfnischengrab eines Kindes. Das Kindes stammte offensichtlich aus einer sozial hochgestellten Familie. Der Sarkophag besteht aus sorgfältig bearbeiteten, weißen Muschelkalk. Dabei ist er Umriss des Körpers des Kindes genau ausgearbeitet. Der Sarkophag besteht aus zwei Teilen, die mit Mörtel verbunden wurden. Das Ganze war mit einer rötlich-grauen Platte aus Zechstein abgedeckt. Der weiße Muschelkalk sieht edel aus und erinnert an Marmor.  «Die Kopfpartie ist beschädigt, der Schädel fehlt, das stammt von Tieren, ansonsten ist das Skelett komplett.»

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Eine Residenz auf Zeit – Königspfalz Tilleda

Die mittelalterlichen Herrscher führten im wahrsten Sinne des Wortes ein »bewegtes« Leben: Statt von einer Hauptstadt aus zu regieren, mussten sie ständig unterwegs sein, um vor Ort den Zusammenhalt des Heiligen Römischen Reiches zu sichern. Doch wo kamen sie und ihr Tross auf den langen Reisen unter? Zum Beispiel auf der Königspfalz Tilleda am südlichen Harzrand.

An weiteren Funden gab es bislang Sargbeschläge, verzierte Riemenzungen aus teils vergoldeter Bronze, Gürtelschnallen, Münzen, Messer und diverses Gebrauchsgerät des 8. bis 15./16. Jahrhunderts. Auch zahlreiche Scheibenfibeln der Karolinger- und Ottonenzeit – stets aus Buntmetall, oft emailliert und mit Glaseinlagen – wurden ausgegraben.
Ebenso fanden die Ausgräber eine etwa 15 Zentimer große Christusfigur, gefertigt in einer Werkstatt im französischen Limoges aus dem 13. Jahrhundert. An der Figur ist blaue Emaille erhalten. Das Gesicht ist vergoldet. Diese Figur war auf einem Holzkreuz montiert. Der Holzkorpus wurde mit Bronzeblech beschlagen und diente wohl als Prozessions- oder Altarkreuz. In der Spätzeit hatte sich die Bedeutung von einer Pfalzkirche zu einer lokalen Wallfahrtskirche gewandelt. 

Außer der Kirche gehörten zur Pfalz eine Wohn- und Wirtschaftsbebauung mit Grubenhäusern, außerdem herrschaftliche Wohngebäude und eine Aula, in der Versammlungen stattfanden.


Die lang verschollenen Überreste der Königspfalz auf dem Hügel «Kleine Klaus» werden seit Anfang Mai in einer Forschungsgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt erkundet. Die Grabungen dauern bis September, sollen aber in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Der Kernbereich der Pfalz umfasst 12 Hektar. Wiederentdeckt wurde das Gelände im Jahr 2009 durch geomagnetische Prospektion.

| Thomas Schöne

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