Die Schwanenburg bei Rheine wurde lokalisiert

Das Magnetik-Bild zeigt im grau gefärbten Bereich deutlich die Gräben der einstigen Niederungsburg (Foto: LWL-Archäologie/J. Coolen).

Obwohl bereits einige Indizien für den Standort sprachen, fehlte bislang ein eindeutiger Beweis für die Lokalisierung der Schwanenburg. Den konnte nun Archäolog:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) durch großflächige geomagnetische Messungen erbringen: Die Schwanenburg bei Rheine (Kreis Steinfurt) liegt südlich der B475 nahe bei den Höfen Willer und Strotmann im Erdreich verborgen. Nur etwa 100 Jahre dürfte sie bestanden haben, bevor sie 1343 in einer Fehde mit dem Münsteraner Bischof Ludwig von Hessen und den Grafen von der Mark zerstört wurde: die Schwanenburg der Edelherren von Steinfurt, die in den Emsauen nahe Rheine-Elte gelegen war.

Das Ende einer Suche

„Der genaue Standort geriet allmählich in Vergessenheit, aber in den vergangenen Jahrzehnten bemühten sich diverse Heimatforscher:innen und Denkmalschützer:innen um die Lokalisierung“, sagt Joris Coolen, LWL-Archäologe und Experte für archäologische Prospektion bei der LWL-Archäologie.
Den Anstoß, die Suche erneut aufzugreifen, gab der Heimatforscher Andreas Brinker aus Rheine, der sich seit längerem intensiv mit verschwundenen Burganlagen im Kreis Steinfurt befasst. Im digitalen Geländemodell des Landes NRW entdeckte er verschiedene auffällige Erhebungen und Senken, die er mit der lange gesuchten Burg in Verbindung brachte.
Brinker legte seine Befunde den Wissenschaftler:innen der LWL-Archäologie für Westfalen vor, die daraufhin entschieden, das Gebiet mit modernen Messgeräten noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ein Kollege des LWL-Archäologen Joris Coolen befährt die Fläche mit einem Magnetometer, angehängt an ein Quad (Foto: LWL-Archäologie/J. Coolen).

Zwar wurden bereits 2002 vom Institut für Geophysik der Universität Münster magnetische Messungen im Bereich der nun lokalisierten Burg durchgeführt. Damals konnten die Daten aber nicht richtig gedeutet werden.
„Mit der heutigen Technik arbeiten wir sehr viel schneller und können somit große Flächen in nur kurzer Zeit untersuchen,“ erklärt Coolen. „Gerade in diesem Fall hat sich wieder gezeigt, dass die großen Flächen den Unterschied machen. Nur, weil wir auch einen größeren Bereich rundum die vermutete Burganlage untersucht haben, können wir die magnetische Störung nun als mittelalterlichen Burggraben identifizieren.“

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Burg mit Flussblick

Die Burgstelle war im Norden von einem Altarm der Ems umgeben. Südlich der Anlage liegt ein weiterer Altarm, sodass die Burg eine natürliche Insellage am Nordrand der Emsniederung aufweist. Von Norden war sie über trockene Bereiche und Wege gut zu erreichen.
„Teile der Altarme wurden in der Neuzeit zu Teichen erweitert, so dass Bereiche der ehemaligen Gräftenanlage zerstört sein dürften“, bemerkt Dr. Ingo Pfeffer, wissenschaftlicher Referent der LWL-Archäologie für Westfalen.
In einem dieser Teiche in der Nähe des vermuteten Burgstandorts sollen bereits 1986 zwei drei Meter lange Pfosten geborgen worden sein, von denen einer anhand der Jahrringe um das Jahr 1300 datiert wurde.
„Anhand der Magnetikdaten lässt sich der Durchmesser der Anlage inklusive der Gräben auf etwa 100 Meter schätzen. Die Innenfläche hat einen Durchmesser von zirka 60 Metern – damit gehörte die Schwanenburg wohl zu den größeren Niederungsburgen des Münsterlandes“, ordnet Coolen ein.

Hier blickte die Schwanenburg einst auf die Ems hinaus. Ein namensgebender Vogel schwimmt auf dem nahegelegenen Teich (Foto: LWL-Archäologie/J. Coolen).

Mit der Lokalisierung ist die Diskussion um den Standort der Schwanenburg nun zwar beendet. Dennoch müssen viele Fragen offenbleiben. So lassen sich anhand der Messdaten kaum Aussagen zum genaueren Aussehen der Burg treffen.
„Dazu müsste man wohl Ausgrabungen durchführen. Die sind aber erst mal nicht geplant,“ sagt LWL-Archäologe Pfeffer, der vor allem die Belange der Bodendenkmalpflege im Auge behält. „Es wäre sicherlich spannend. Aber eine Ausgrabung kostet viel Zeit und Geld, und sie ist immer einmalig. So lange die Befunde im Boden gut geschützt sind, lassen wir lieber die Finger davon, zumal sich die Burganlage im Naturschutzgebiet befindet.“

Vortrag über geophysikalische Prospektion

Das LWL-Museum für Archäologie in Herne hat im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Stonehenge – Von Menschen und Landschaften“ zu einem digitalen Vortrag über geophysikalische Prospektion im Internet eingeladen. Joris Coolen erklärt, wie er westfälische Bodendenkmäler erforscht, ohne dabei Spuren in der Erde zu hinterlassen. Der Vortrag ist auf dem YouTube-Kanal des Museums zu sehen:
https://youtu.be/h5CXRQ9SIXs

Nach Pressemitteilung des LWL.

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