Schusters Rappen – Lederfunde aus Liebenau in Hessen

LieLederreste einer ­Schuhmacher­werkstatt des 14. Jh. in Liebenau, Hessen.
Liebenau. Lederreste einer ­Schuhmacher­werkstatt des 14. Jh. Foto: hessenArchäologie

Die Stadt Liebenau liegt im Nordosten Hessens an der Diemel. Im Mittelalter schützte hier eine Niederungsburg den Flussübergang, über den ein Handelsweg ins Paderborner Land verlief. Ende des 13. Jh. ließ der Burgherr eine Kirche und eine Stadtmauer errichten, anschließend folgte der planmäßige Aufbau der Siedlung. Trotz Kriegszerstörungen und einem Stadtbrand im 15. Jh. hat sich die Siedlungsstruktur bis heute erhalten.

Mit archäologischer Begleitung werden seit 2021 in den Straßen »Freier Hof« und »Burggasse« Abwasserkanäle und andere Leitungen saniert beziehungsweise neu verlegt. Es stellte sich heraus, dass trotz moderner Bautätigkeiten noch eine ungestörte mittelalterliche Schicht vorhanden ist: Scherben von Krügen und Töpfen sowie wenige Metallfunde datieren in das 14. Jh. Überraschend konnte eine Fülle von organischen Überreste in dieser Schicht aufgedeckt werden: Hoch stehendes Grundwasser hatte für die Erhaltung von Holz, Nussschalen, Seilstücken aus Hanf und vor allem Leder gesorgt. Über 70 neue und gebrauchte Schuhsohlen für Erwachsene und Kinder, Reste des Oberleders, Riemen und weitere Schnittreste ließen sich bergen. Die Funde lagen relativ dicht zusammen und lassen daher vermuten, dass unter den ersten Siedlern ein Schuhmacher hier seine Werkstatt betrieb.

| T. F. Warneke, hessenArchäologie, Landesamt für Denkmalpflege Hessen

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