Schutzmaßnahmen für die Pfahlbau-Fundstelle auf der Insel im Inkwilersee

Ein Bibergang durchschneidet eine Lage prähistorischer Hölzer im Uferbereich der grossen Insel (Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Steffen).

Die Insel im Inkwilersee – auf der Grenze der Kantone Bern und Solothurn – bildet seit 2011 einen Teil des Unesco-Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» und ist zugleich Naturschutzgebiet. Seit einigen Jahren benutzen die Biber die Insel als Wohnstätte. Dadurch ist der Erhalt dieser wichtigen archäologischen Fundstelle gefährdet. Mit verschiedenen Maßnahmen wollen die Kantone Bern und Solothurn nun sicherstellen, dass sowohl Natur- wie Kulturgüterschutz im Inkwilersee auch in Zukunft gewährleistet sind.

Die große Insel im Inkwilersee ist eine seit langem bekannte und geschützte archäologische Fundstelle auf der Grenze der Kantone Bern und Solothurn, je zur Hälfte auf dem Gebiet der Gemeinden Bolken SO und Inkwil BE. Das Schutzgebiet umfasst die ganze Insel und den angrenzenden Seegrund rund um die Insel. Die Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit sind noch weitgehend unerforscht und stellen ein wichtiges Forschungsreservoir dar. Bei einem früheren Tauchgang kam zum Beispiel ein einzigartiges Holzschwert aus der Bronzezeit zum Vorschein. Die Insel ist Teil des Unesco-Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen», das 111 Fundstellen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und der Schweiz zu einer seriellen und transnationalen Unesco-Welterbestätte vereint.

Einzigartiges Holzschwert aus der späten Bronzezeit, 1220–890 v.Chr. (Bild: Kantonsarchäologie Solothurn, Martin Bösch).

Aktuelle Situation

Anlässlich der Seesanierung im Sommer 2018 hat die Tauchequipe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern festgestellt, dass die archäologische Fundstelle auf der großen Insel aufgrund von Grabarbeiten der Biber, welche die Insel als ihren Wohnbau angenommen haben, in ihrer Substanz gefährdet ist. Bei weiteren Untersuchungen von 2019 bis 2022 wurde das Ausmaß dieser Grabarbeiten und damit der Schäden zu Wasser und zu Land ersichtlich. Beim Bau von insgesamt 14 Tunneleingängen am Rande der Insel arbeiteten sich die Biber vom Wasser her durch mehrere Lagen von Bauhölzern aus der Bronze- und Jungsteinzeit. Durch die unterirdischen Gänge auf der Insel gehen wertvolle archäologische Kulturschichten unwiederbringlich verloren.

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Vorgesehene Maßnahmen

Es ist ein Gebot der Nachhaltigkeit, im Inkwilersee den Naturschutz zu gewährleisten und zugleich weitere Beeinträchtigungen des Kulturerbes zu verhindern. Deshalb wurde gemeinsam mit allen betroffenen Fachstellen der Kantone Solothurn und Bern sowie des Bundes ein Projekt erarbeitet, das den Bibern das Graben auf der Insel in Zukunft verunmöglicht und ihnen gleichzeitig durch einen Ersatzbau auf der kleinen Insel einen anderen Siedlungsplatz im See anbietet. Das Projekt wurde auch von den betroffenen Gemeinden und den nationalen Natur- und Umweltschutzverbänden geprüft und positiv beurteilt. Als Hauptmaßnahme wird ein Gitter zum Schutz vor dem Biber über die große Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt. Dadurch sollen die Biber zukünftig von weiteren Grabungsaktivitäten an der großen Insel abgehalten werden.

Die Gesamtkosten des Projektes werden auf rund 800’000 Franken veranschlagt, inklusive Personalkosten der archäologischen Dienste. Das Bundesamt für Kultur hat einen Betrag von 25 Prozent zugesichert, da es sich bei der archäologischen Fundstelle im Inkwilersee um ein Kulturgut von nationaler bzw. internationaler Bedeutung handelt. Den Rest teilen sich die Kantone Bern und Solothurn je zur Hälfte. Die Kantonsarchäologie Solothurn finanziert einen Anteil der Projektkosten durch Mittel aus dem Swisslos-Fonds.

Als erstes wird in diesem Winter ein Ersatzbau für die Biber auf der kleinen Insel auf der Berner Seite des Sees erstellt. So können die Tiere in ihrem Revier am Inkwilersee verbleiben, ohne den Erhalt der archäologischen Fundstelle zu gefährden. Die Ausführung der Bauhauptmaßnahme ist für Winter 2023/24 vorgesehen. Aufgrund diverser Schonzeiten sind die eigentlichen Bauarbeiten auf die Monate November bis Februar beschränkt. In den Folgejahren sollen die Maßnahmen durch die Fachstellen regelmäßig überprüft werden.

Nach Pressemitteilung des Kantons Bern und des Kantons Solothurn

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