Weniger vorhersehbare Regenfälle spielten wichtige Rolle beim Niedergang der Maya

Chaac, Regengott der Maya.
Chaac, Regengott der Maya. Foto: Douglas J. Kennett

Eine geringere Vorhersagbarkeit der saisonalen Niederschläge könnte eine wichtige Rolle beim Zerfall der klassischen Maya-Gesellschaften vor rund 1100 Jahren gespielt haben. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität Potsdam. Das Forscherteam untersuchte die Variationen der stabilen Isotopensignaturen eines Stalagmiten, der in einer Höhle in der Nähe von Uxbenka/Belize, einer bedeutenden archäologischen Stätte im ehemaligen Kernland der Maya, gefunden wurde. Die Verhältnisse von Kohlenstoff- und Sauerstoffisotopen sind empfindliche Indikatoren für die lokale und regionale Niederschlagsdynamik.

„Eine wichtige Voraussetzung für die Maya-Landwirtschaft war das rechtzeitige Eintreffen ausreichender Regenfälle. Die Landwirtschaft im subtropischen Mittelamerika ist eine Herausforderung, weil Süßwasser nur während der sommerlichen Regenzeit verfügbar ist. Änderungen des Beginns und der Intensität der Regenzeit können schwerwiegende Auswirkungen auf die zentralamerikanischen Gesellschaften haben“, erklärt Tobias Braun vom PIK, Hauptautor der in Nature Communications Earth & Environment veröffentlichten Studie. Zwar sind sich die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einig, dass wiederholte intensive Dürren einer der Schlüsselfaktoren für die Zersplitterung der städtischen Zentren und die Umverteilung der Maya-Gesellschaften im Tiefland waren, doch fehlten bislang Belege auf saisonaler Zeitebene. Und genau das ist es, was die Studie in den Mittelpunkt stellt. „Mit einer vielseitigen Methode namens ‚Recurrence Analysis‘ haben wir herausgefunden, dass eine geringere saisonale Vorhersagbarkeit in Kombination mit schweren Dürren als Katalysator für die institutionelle Destabilisierung und Fragmentierung der Maya-Gesellschaften gewirkt haben könnte“, fügt Braun hinzu.

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Zeit & Macht

Das Titelthema greift wichtige Aspekte zum Thema Zeit und Macht auf und geht der Frage nach, wie die Mächtigen mithilfe der Zeit noch mächtiger werden konnten. Der Blick geht nach Mesopotamien, Ägypten, Mexiko und die Römischen Provinzen nördlich der Alpen, um unterschiedliche Konzepte des Umgangs mit Zeit kennenzulernen.

In der Untersuchungsregion hängt das Eintreffen der Sommerregen in hohem Maße von der so genannten Intertropischen Konvergenzzone (ITCZ) ab, einem Konvergenzband zwischen den Nordost- und Südostpassaten, das gelegentlich seine Position, aber auch seine Breite und regionale Stärke ändert. Die beobachteten Veränderungen der saisonalen Niederschläge könnten durch eine weniger konstante ITCZ verursacht worden sein, die es den Maya erschwerte, die saisonalen Niederschläge von einem Jahr zum nächsten vorherzusagen.

„Die Tatsache, dass keine ausreichenden Ernteerträge erzielt werden konnten, könnte soziale Unruhen in den städtischen Zentren ausgelöst haben, die wiederum zu komplexen soziopolitischen Zerfallsprozessen führten, die letztlich dazu führten, dass die Maya-Gesellschaften zu dezentraleren, weniger dicht besiedelten Ackerbaudörfern zurückkehrten“, sagt Norbert Marwan vom PIK, ebenfalls Autor der Studie. „Despotische Maya-Führer investierten viel in die Anhäufung von Reichtum und in kostspielige Zeremonien und waren wahrscheinlich weit weniger an widerstandsfähigen Reaktionen auf Umweltveränderungen interessiert.

Einige Maya-Gesellschaften waren in der Lage, sich anzupassen, andere nicht. Die Maya-Bevölkerung im nördlichen Tiefland überlebte und baute das postklassische Zentrum Mayapan auf. Den Gesellschaften im südlichen Tiefland gelang es jedoch nicht, sich in neuen städtischen Siedlungen zu organisieren.

Nach Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

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