25 Jahre Südtiroler Archäologiemuseum – eine Erfolgsgeschichte

Am 28. März 2023 feierte das Südtiroler Archäologiemuseum in der Bozner Museumstraße sein 25-jähriges Bestehen. Mit der einzigartigen Mumie und den Beifunden von Ötzi, dem Mann aus dem Eis, zieht die Dauerausstellung jährlich knapp 300.000 Menschen aus aller Welt an.

Vitrinenfenster zur Kühlzelle des Mannes aus dem Eis.
Vitrinenfenster zur Kühlzelle des Mannes aus dem Eis. © Südtiroler Archäologiemuseum/Ochsenreiter

„Das Museum ist zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen Angebots in Südtirol geworden. Das konstante Interesse und jährlich steigende Besuchszahlen sind ein Spiegel von anhaltend spannender Forschung und Vermittlung“, so Arno Kompatscher, Landeshauptmann und Museenlandesrat von Südtirol.

Wie alles begann

Die Auffindung des einzigartigen Fundkomplexes aus der Kupferzeit am 19. September 1991 am Tisenjoch durch das deutsche Touristenehepaar Erika und Helmut Simon gab den Ausschlag, in Südtirol ein eigenes archäologisches Landesmuseum zu gründen. Fündig wurde man im 1905 errichteten Gebäude der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Bank in der Bozner Museumstraße, das in den 1980er Jahren vom italienischen Staat an das Land Südtirol übergegangen war. 1996 begannen die Umbauarbeiten. Dabei wurde die Originalstruktur mit Elementen des Neubarock und des Jugendstils weitgehend belassen.

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Die Gletscher schmelzen – und bringen auf der ganzen Welt archäologisch interessante Objekte zum Vorschein, die während Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden im Eis lagerten. Denn schon seit der Urgeschichte hinterlassen Menschen Spuren im Hochgebirge. Der kulturhistorische Wert solcher Eisfunde ist bedeutsam. Sie erzählen Geschichten aus der Vergangenheit und tragen bei zur Klärung von Forschungsfragen.

Vor 25 Jahren

„Der Moment, in dem die Mumie mit Polizeieskorte in das Museum gebracht wurde, war schon sehr besonders und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren sehr ergriffen“, erinnert sich Angelika Fleckinger, als Mitarbeiterin der ersten Stunde. „Wir ahnten schon damals, dass das Museum sehr viele Menschen anziehen würde, aber, dass es 25 Jahre später immer neue Rekordzahlen verzeichnet, ist schon sehr bemerkenswert.“

Am 28. März 1998 war das Museum zum ersten Mal für das Publikum zugänglich. Die Dauerausstellung präsentierte sich mit einer chronologischen Abfolge vom Paläolithikum bis zum
Mittelalter und folgte modernen Prinzipien der Ausstellungsgestaltung. Der Fundkomplex „Mann aus dem Eis“ mit der Mumie und den Beifunden nahm darin ein ganzes Stockwerk ein. Ötzi, wie die Mumie allgemein genannt wird, ist in einer eigens für ihn konstruierten, weltweit einzigartigen Kühlzelle untergebracht und kann durch ein kleines Sichtfenster von den Besuchern und Besucherinnen besichtigt werden.

Gebäude des Südtiroler Archäologiemuseums
Gebäude des Südtiroler Archäologiemuseums. © Südtiroler Archäologiemuseum

Heute

Nach dem Wechsel der langjährigen Direktorin Angelika Fleckinger an die Spitze des Betriebs Landesmuseen wird das Südtiroler Archäologiemuseum seit November 2022 von der Archäologin und Marketingexpertin Elisabeth Vallazza geleitet.

Die Fülle an Forschungserkenntnissen zum Mann aus dem Eis und das konstante Medien- und Besuchsinteresse von Menschen aus der ganzen Welt veranlassten die Museumsführung 2011, 20 Jahre nach der Auffindung von Ötzi, die Dauerausstellung zum Mann aus dem Eis auszudehnen. Die neue Dauerausstellung vereint die markantesten Entdeckungen, Erfahrungen und Erlebnisse rund um den Mann aus dem Eis und erstreckt sich über drei Etagen. Gleichzeitig wurde eine neue lebensechte Rekonstruktion von Ötzi, angefertigt durch die niederländischen Paläokünstler Alfons und Adrie Kennis, vorgestellt. Sie verleiht dem Mann aus dem Eis seither sein weltweit bekanntes Gesicht. Die dritte Etage des Archäologiemuseums wird für archäologische Wechselausstellungen und besuchsergänzende Angebote (The Lounge) genutzt.

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30 Jahre Auffindung von Ötzi, dem Mann aus dem Eis

30 Jahre sind verflogen, seit die Mumie von Ötzi, dem Mann aus dem Eis, am 19.9.1991 auf dem Tisenjoch oberhalb des Schnalstal in der Ötztaler Alpen ausaperte. Ötzi hatte das Glück, von aufmerksamen Findern, der Familie Simon aus Nürnberg, entdeckt zuwerden. Über 5000 Jahre war sein Körper unversehrt im Eis verborgen geblieben, ein bis heute konservierter Vertreter der Kupferzeit – und ein Krimi dazu: noch heute kann man an ihm die Spuren einer Ermordung ablesen.

Dem stetigen Erkenntnisgewinn folgend, wurde die Dauerausstellung zum Mann aus dem Eis immer wieder Aktualisierungen unterzogen. Sie wartet nun mit neuen Originalfunden aus Ötzis Zeit (Kupferzeit), den jüngsten Forschungserkenntnissen zur Mumie sowie spannenden Objekten aus der Gletscherarchäologie auf. Neue, interaktive Stationen erschließen die Museumsinhalte mit allen Sinnen.

Ein neues Gebäude

Nach 25 Jahren mit signifikant steigenden Besuchszahlen stößt das Museum in vielen Monaten des Jahres an seine Kapazitätsgrenzen. Eine 2021 abgeschlossene Standortanalyse brachte das Areal der Villa Gasteiger (Ex-Enel) in der Bozner Dantestraße ins Gespräch und kürzlich verkündete Landeshauptmann Kompatscher die Entscheidung der Landesregierung zugunsten dieses Standorts.

Das Areal zeichnet sich durch gute Erreichbarkeit und Zentrumsnähe aus. Die denkmalgeschützte Villa Gasteiger ließe sich durch moderne Zubauten als neuen Sitz des Südtiroler
Archäologiemuseums adaptieren.

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Transalpine Migration

Mobilität und Handel sind seit jeher wesentliche Faktoren für Entwicklung und Fortschritt. Doch wie mobil war der Mensch der Vorzeit? Nirgends lässt sich das besser nachvollziehen als an den Alpen – bis heute eine gewaltige Barriere für den Verkehr. Welche Kontakte bestanden zwischen den Regionen diesseits und jenseits des Gebirges? Lässt sich erkennen, wer kam, um zu bleiben, und wer nach einer Weile wieder ging? Um diese Fragen zu beantworten, setzen die Autoren auf ein noch junges Verfahren: Isotopenanalysen an Leichenbränden unterschiedlicher Zeitstellung.

„Wir sehen großes Potential in dem ausgewählten Areal“, meint die Direktorin des Museums, Elisabeth Vallazza. „Es bietet genügend Platz für eine zukunftsweisende architektonische Lösung und wir freuen uns darauf, ausreichend Platz für Ausstellungen und BesucherInnen gleichermaßen zu haben.“

Museumsgäste und ihre Bedeutung für Südtirol Seit seiner Eröffnung 1998 verzeichnet das Südtiroler Archäologiemuseum ein konstant gebliebenes Publikumsinteresse mit steigender Tendenz. Mit knapp 300.000 BesucherInnen und Besuchern im Jahr hat die Struktur eine stattliche Bilanz vorzuweisen. 2022 wurde die Marke von 6 Millionen Besuchen überschritten. Trotz Reservierungsmöglichkeiten bilden sich an vielen Tagen im Jahr lange Warteschlangen. Die Kapazität des Hauses beträgt 300 Personen, ist diese Zahl
erreicht, muss der Zutritt reguliert werden.

Herkunft: Die Museumsgäste kommen aus allen europäischen Ländern sowie Kontinenten. Im letzten Jahr (2019) vor der Pandemie stammten aus Deutschland 42% der Personen, aus Italien (ohne Südtirol) 27%, aus Südtirol 5%, aus Österreich 6%, aus Rest-Europa 14% und 6% aus der Welt 6%. Nach Abklingen der Pandemie waren die Besuchszahlen umgehend wieder auf Rekordniveau, 2023 verspricht erneute Besuchsrekorde.

Forschungstätigkeit des Museums

Das Museum und seine Forschungstätigkeiten werden von zwei Fachbeiräten mit insgesamt zehn Expertinnen und Experten aus verschiedensten Fachbereichen begleitet. Zwei externe Konservierungsbeauftragte sind für die Mumie des Mannes aus dem Eis verantwortlich. Derzeit laufen zehn Forschungsprojekte aus den Bereichen Archäologie, Archäometallurgie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Medizin, Dendrochronologie und Kohlenstoff-Datierung.

Besondere Aktivitäten des Museums

In den vergangenen 25 Jahren organisierte das Museum sechzehn Sonderausstellungen mit archäologischem Themenbezug. Internationale Kooperationen und Konservierungsprojekte erlaubten es auch, zwei bedeutende internationale Mumienausstellungen in ihrem kulturellen Kontext in Bozen zu zeigen: 2006 „Chachapoya – Das Geheimnis der Wolkenmenschen“ in Zusammenarbeit mit dem archäologischen Museum in Leymebamba (Peru) sowie dem österreichischen Kulturministerium und im Jahr 2009 in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn Museen in Mannheim die Ausstellung „Mumien – Der Traum vom ewigen Leben“.

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Aktionen, Geschichte, Präsentationen und mehr auf

„Zurück in die Steinzeit“: alle zwei Jahre organisiert das Südtiroler Archäologiemuseum ein Open-Air-Festival für experimentelle Archäologie auf den Bozner Talferwiesen. Internationale ExpertInnen zeigen dort ihr Wissen und ihre Fertigkeiten zur Archäotechnik. Die BesucherInnen können dabei auch selbst Hand anlegen und Materialien sowie handwerkliche Techniken aus historischen Zeiten ausprobieren.