Berliner Molkenmarkt: Ziegelwaren, die keine Ziegel waren

Berlin-Mitte. Zerbrochene Ziegl Deckel von der Grabung Molkenmarkt.
Berlin-Mitte. Zerbrochene Zieglerdeckel von der Grabung Molkenmarkt. Foto: A. Schi,,itat

Bei Grabungen an Berlins ältestem Platz, dem Molkenmarkt, fanden sich Objekte, die zur Gattung der sogenannten ­Ziegler­deckel gehören. Bisher wurden auf einer Teilfläche 14 Deckel geborgen, die nicht in einer Töpferwerkstatt, sondern in einer Ziegelei hergestellt wurden, in dieser Anzahl eine Seltenheit. Obwohl sie aus verschiedenen Befunden stammen, zeigt sich eine auffällige Konzentration in zwei schmalen Hausparzellen. Da die Funde verlagert sind, bleibt die Datierung bislang noch unklar.

Typisch für diese Fundgattung ist ihre Vielfalt. Keiner der Deckel vom Molkenmarkt ist vollständig, die messbaren Durchmesser reichen von 8 bis 18 cm, wobei der überwiegende Teil bei 12 bis 14 cm liegt. Alle besitzen eine geglättete, flache Unterseite und, sofern erkennbar, einen nach unten hin eingezogenen Rand (Randphase). Die zur Mitte erhaltenen Deckel haben verschieden gestaltete Knäufe, vom runden Stielgriff über den sorgfältig geschnittenen rechteckigen Knauf – darunter einer mit kronenartigem Abschluss – bis zum runden Scheibengriff mit Loch. Acht Deckel sind auf ihrer Oberseite verziert, mal mit schrägen und geraden, mal mit strahlenförmigen Ritzlinien zum Knauf hin oder mit Einstichkerben auf der gesamten Oberfläche. In einem Fall wurden die Linien und Kerben kombiniert zu einem Stern. Ein unverzierter Deckel mit Lochscheibengriff ist besonders sorgfältig geglättet worden. Rußspuren zeigen alle Deckel, meist ringförmig außen an der Unterseite, teils auch auf der Oberseite und am Knauf. Eindeutige Verwendungszwecke sind bisher unklar. Verrußte Bruchstellen lassen auf lange und vielseitige Nutzung schließen. Große Varianz, unterschiedliche Rußspuren, Größen, Dicken und Ausprägungen der Randphasen und Knäufe deuten auf mehrere mögliche Funktionen hin. Eine Möglichkeit wäre die Verwendung als Deckel für metallene Kochgefäße und solche zur Aufbewahrung von Glut. Die Häufung der Funde auf den zwei Grundstücken könnte auf ein Gewerbe hinweisen.

| W. Lepke, Landesdenkmalamt Berlin

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