Einzigartiger «Schatz» aus der Bronzezeit im Oberhalbstein entdeckt

Im Rahmen eines laufenden Forschungsprojekts «CVMBAT» (romanisch für Kampf, Schlacht und Gefecht) zum römischen Alpenfeldzug wurde im vergangenen Herbst im Oberhalbstein (Surses) eine herausragende archäologische Entdeckung gemacht. Am Fuss der urgeschichtlichen Siedlung Motta Vallac bei Salouf konnte der Archäologische Dienst Graubünden eine Ansammlung von 80 Objekten aus der Spätbronzezeit dokumentieren und bergen. Bei dieser sogenannten Deponierung handelt es sich um das mit Abstand größte und bedeutendste Ensemble in Graubünden, dessen vielschichtige Hintergründe nun genauer erforscht werden.

Freilegung Hortfund Oberhalbstein
Salouf-Vostga, Deponierung mit zwei Sicheln, einem Beil sowie drei Gusskuchen während der Freilegung im Oktober 2022, Foto: Amt für Kultur / Archäologischer Dienst, Kanton Graubünden

Der Archäologische Dienst Graubünden (ADG) untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts «CVMBAT» mit zahlreichen Beteiligten seit drei Jahren im Oberhalbstein (Surses) ein Gefechtsfeld aus der Zeit des römischen Alpenfeldzugs um 15 v.Chr. Bei der systematischen und grossräumigen Absuche des Gebiets im Umfeld der Crap-Ses-Schlucht mit Metallsonden konnte im Herbst 2022 auf der linken Talseite eine bronzezeitliche Deponierung entdeckt werden. Der Fundort selbst liegt in der Flur «Vostga» südlich unterhalb der bedeutenden urgeschichtlichen Siedlung Motta Vallac bei Salouf, in engem Bezug zu einer zentralen transalpinen Verkehrsroute.

Sachgerechte archäologische Ausgrabung und Bergung im Oberhalbstein

Nach der eingegangenen Fundmeldung führten Mitarbeitende des ADG im Oktober 2022 eine sachgerechte archäologische Ausgrabung, Dokumentation und Bergung vor Ort durch. Dabei konnten in einer eng begrenzten Grube insgesamt 80 Bronzeobjekte mit einem Gesamtgewicht von rund 20 Kilogramm freigelegt, digital erfasst und geborgen werden. Bei den Objekten handelt es sich zum überwiegenden Teil um sogenannte Gusskuchen beziehungsweise um Rohmetallstücke aus Kupfer. Solche Gegenstände stehen in der Regel mit der inneralpinen Metallproduktion in Zusammenhang. Zur Deponierung gehören weiter bronzezeitliche Sicheln, mehrere Äxte, das Fragment einer Säge sowie Schmuck- und Trachtbestandteile. Die bisherigen Analysen deuten darauf hin, dass alle Objekte – teilweise absichtlich unbrauchbar gemacht – in einer Holzkiste und in Leder verpackt in der Erde deponiert wurden. Typologische und naturwissenschaftliche Datierungen ordnen das Ensemble in die Spätbronzezeit, also ins 12./11. Jahrhundert v.Chr. ein.

Depotfund aus Oberhalbstein, Kanton Graubünden
Salouf-Vostga, Deponierung – vollständige Sicheln bzw. Sichelfragmente, Beile, Nadeln sowie ein Blech- bzw. Sägefragment, im Hintergrund die Gusskuchen bzw. Rohmetallfragmente aus Kupfer Foto: Amt für Kultur / Archäologischer Dienst, Kanton Graubünden

Neue Einblicke in das bronzezeitliche Weltbild

Das selektive Deponieren beziehungsweise «Zerstören» von metallenen Wertgegenständen ist eine zeit- und kulturübergreifende Praxis und im 3./2. Jahrtausend v.Chr. ein zentraler Aspekt der bronzezeitlichen Wirtschaft. Die sensationelle Entdeckung des bislang mit Abstand umfangreichsten und bedeutendsten Depots ist eine Sternstunde für die Bündner Archäologie. «Die nun folgende umfassende wissenschaftliche Untersuchung dieses für unser Gebiet einzigartigen Fundes wird mit Sicherheit weitreichende Einblicke in die spätbronzezeitliche Kultur-, Wirtschafts- und Landschaftsgeschichte ermöglichen», ist der Bündner Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier überzeugt. «Es unterstreicht zudem das Potenzial grossflächiger, archäologischer Prospektionen und die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Sondengängern, welche die Auffindung sowie die professionelle Ausgrabung und Bergung dieses archäologischen Schatzes ermöglicht haben.»

Nach einer Meldung des Amts für Kultur / Archäologischer Dienst /Kanton Graubünden

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