3.000 Jahre alte Webkunst aus einer Alutiiq-Siedlung in Alaska geborgen

Archäologen des Alutiiq-Museums und des Archäologischen Repositoriums haben Fragmente von Artefakten aus geflochtenem Gras entdeckt. Man schätzt sie auf ein Alter von 3.000 Jahren. Die seltenen Funde wurden am 18. August 2023 bei Ausgrabungen in einem alten Grassodenhaus am Ufer des Karluk-Sees auf der Insel Kodiak in Alaska gemacht. Die Fragmente, bei denen es sich offenbar um Mattenstücke handelt, sind die ältesten gut dokumentierten Beispiele für die Weberei der Kodiak Alutiiq/Sugpiaq. Durch eine Reihe einzigartiger Umstände wurden sie erhalten.

Grasmattenfragment aus einem Alutiiq- HausKanada
Fragmente einer ca. 3.000 Jahre alten gewebten Grasmatte, die man in einem Alutiiq-Ahnenhaus am Karluk-See gefunden hat.

Alutiiq/Sugpiaq

Das Volk der Alutiiq/Sugpiaq bewohnte über 7.500 Jahre lang die Küstengebiete im Süden Zentralalaskas. Es ist eines von acht Völkern von Ureinwohnern Alaskas. Zu ihren angestammten Heimatgebieten gehören der Prince William Sound, die äußere Kenai-Halbinsel, das Kodiak-Archipel und die Alaska-Halbinsel.

Die Alutiiq/Sugpiaq teilen viele kulturelle Traditionen mit anderen Küstengruppen, insbesondere den Unangan/Aleuten der Aleutenkette und den Yup’ik der Beringmeerküste. Anthropologen gehen davon aus, dass diese kulturellen Ähnlichkeiten auf eine gemeinsame antike Abstammung hinweisen.

„Wir gruben ein Grassodenhaus am Karluk-See aus“, sagte Patrick Saltonstall, Kurator des Alutiiq-Museums für Archäologie. „Als wir den Boden erreichten, stellten wir fest, dass das Haus abgebrannt und eingestürzt war. Die mit Holz ausgekleideten Wände des Gebäudes fielen in das Innere und bedeckten einen Teil des Bodens. Dadurch wurde der Boden schnell abgedichtet und das Feuer eingedämmt. Als wir die Reste der Wände entfernten, fanden wir zu unserer Überraschung und Freude Fragmente von verkohltem Flechtwerk. Es sieht so aus, als hätte das Haus Grasmatten auf dem Boden gehabt. Die Stücke bedeckten einen etwa zwei Meter großen Bereich auf der Rückseite des Hauses, vielleicht in einem Bereich zum Schlafen.“

Flechten – Kunst der Alutiiq

Das Flechten ist eine seit langem praktizierte Kunst der Alutiiq, die jedoch archäologisch schwer zu dokumentieren ist, da Faserartefakte zerbrechlich und selten erhalten sind. Die umfangreichen archäologischen Sammlungen des Alutiiq-Museums enthalten Gras- und Fichtenwurzelkörbe, die bis zu 600 Jahre alt sind, aber nichts Älteres. Das Haus, in dem die Körbe geflochten wurden, wurde mit Radiokohlenstoff auf ein Alter von etwa 3.000 Jahren datiert. Der Stil der Struktur und die in Verbindung damit gefundenen Artefakte unterstützen diese Feststellung.

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Vorläufige Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Bogen höchstwahrscheinlich aus Fichtenholz gefertigt ist und einen Bogen im Yup’ik- oder Alutiiq-Stil darstellt, der eher in Westalaska oder auf der Alaska-Halbinsel als in der Region um den Lake Clark hergestellt wird.

„Es ist wahrscheinlich, dass unsere Vorfahren seit Jahrtausenden mit Pflanzenfasern gearbeitet haben, seit sie vor 7500 Jahren auf Kodiak ankamen“, sagte April Laktonen Counceller, die Direktorin des Museums. „Das macht Sinn. Pflanzen sind reichlich vorhanden und leicht zu ernten, und sie eignen sich hervorragend für die Herstellung von Behältern, Matten und anderen nützlichen Gegenständen. Es ist nur sehr schwer, diese Praxis zu dokumentieren. Dieser wunderbare Fund erweitert unser Wissen über die Weberei der Alutiiq um weitere 2400 Jahre.

Bei näherer Betrachtung der Webfragmente zeigt sich, dass die Hersteller lange parallele Grasfäden (die Kette) auslegten und diese dann mit senkrechten Reihen von Zwirn (dem Schuss) im Abstand von etwa einem Zoll befestigten. Durch diese Technik entstand ein offenes Geflecht, das auch in historischen Beispielen von Alutiiq-Grasmatten zu finden ist. Kleine Fragmente eines komplizierteren Geflechts können den fertigen Rand einer Matte darstellen.

Pressemeldung des Alutiiqmuseums

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