Kreis Dithmarschen: Archäologische Voruntersuchung in Lohe-Rickelshof

Grabungsfläche Lohe-Rickelshof im Kreis Dithmarschen
Ein Blick auf die Grabungsfläche in der Gemeinde Lohe-Rickelshof im Kreis Dithmarschen. Foto: ALSH

Auf einer insgesamt 155 Hektar großen Planfläche der Gemeinde Lohe-Rickelshof im westlichen Anschluss der Stadt Heide, Kreis Dithmarschen, soll im Verlauf der kommenden Jahre eine zukunftsweisende Batteriezellfabrik entstehen. Das archäologisch hochinteressante Gebiet liegt auf einem Geestrücken am Übergang zum westlich anschließenden Marschbereich. Bauvorgreifend erfolgte jetzt eine umfangreiche archäologische Voruntersuchung des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein, die durch zahlreiche bekannte Fundplätze im Planbereich begründet wurde. Als älteste Funde sind zwei sehr sorgfältig gearbeitete Flintartefakte zu nennen, darunter die sehr feine Spitze eines Fischschwanzdolches der älteren Bronzezeit sowie eine Flintsichel.

Zeitlich noch unbestimmt ist dagegen ein mehrere Meter langes Fragment eines hölzernen Flechtwegs („hurdle trackways“), welcher sich im Feuchtboden der Marsch stellenweise ausgezeichnet erhalten hatte. Der Weg scheint in westöstlicher Richtung auf den Siedlungsbereich des Geestrückens zuzulaufen und könnte einst eine Verbindung zu den westlich vorgelagerten, frühen Wurtensiedlungen gebildet haben. Vergleichbare Anlagen aus den Niederlanden und Irland stammen aus der Eisenzeit.

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Aus der Zeit zwischen älterer und jüngerer Vorrömischer Eisenzeit stammen Brandgräber, darunter eine Steinkiste sowie Überreste eines vermutlichen Verbrennungsplatzes, der – im Feuchtbereich zwischen Marsch und Geest liegend – zahlreiche Keramikscherben sowie große Mengen von niedrig gebranntem, großteiligem Knochenmaterial von Mensch und Tier aufwies. Zum Scherbenmaterial gehörte auch ein außergewöhnliches Stück, vermutlich eine keltische Graphittonscherbe als ein Import aus dem Süden!

Auf dem östlich anschließenden, erhöhten Geestrücken ließen sich unter einer mächtigen Humusschicht von bis zu 1 m großflächig vorgeschichtliche Siedlungsreste nachweisen, wohl überwiegend aus der Römischen Kaiserzeit. Mehrere Langhäuser in Pfostenbauweise, darunter drei- und sogar vierschiffige Bauten sowie mehrere Grubenhäuser in West-Ost-Ausrichtung.

Eine Siedlungsgrube erbrachte zudem sehr großformatige und dickwandige Scherben eines Lochplattenofens, typisch für die kaiserzeitliche Küstenrandbesiedlung der Nordsee. Aus dem Kernbereich der Siedlung stammt eine bislang undatierte Grabanlage mit zentralem Körpergrab und einer eng umschließenden Einfassung aus Pfosten und winkligen Eckgrabenstücken, die das Befundensemble ergänzen. Die Voruntersuchung lieferte den Nachweis einer ausgedehnten eisen- bzw. kaiserzeitlichen Geestrandsiedlung mit zugehörigen Bestattungen. Mit Spannung kann die anschließend geplante Hauptuntersuchung auf der Fläche erwartet werden.

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Nach Pressemitteilung des ALSH