Frühbronzezeitliche Bestattungen in Rastenberg

In der Kirchallee in Rastenberg, Lkr. Sömmerda, entsteht eine Seniorenwohngemeinschaft im Auftrag der Firma Exsos Projekt GmbH. Da aus dem Umfeld des geplanten Baufelds bereits archäologische Funde bekannt waren, wurden die Erdarbeiten in Kooperation mit dem Bauträger durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) begleitet – sie ergaben einige frühbronzezeitliche Bestattungen.

So wurden von den Archäologen vier Gräber entdeckt, die mehr als 3700 Jahre alt waren und somit aus der frühen Bronzezeit stammen. Die hier Bestatteten wurden mit angezogenen Armen und Beinen auf der Seite liegend gebettet, mit der Körperachse von Süd nach Nord ausgerichtet und dem Blick Richtung aufgehender Sonne nach Osten. Diese charakteristische Bestattungsweise als sog. Hockerbestattung sowie Keramikbeigaben weisen die Toten als Angehörige der sog. Aunjetitzer Kultur aus. Diese ist vor allem durch Monumente wie den Leubinger Fürstengrabhügel oder herausragende Funde wie die Himmelsscheibe von Nebra bekannt.

Frühbronzezeitliche Bestattung: Zu sehen ist die bestattete Person in der sog. Hockerstellung: Die Beine und Arme sind dicht an den Körper gezogen. Der Kopf, sowie der Körper, ist mit Blickrichtung nach Osten ausgerichtet worden.
Bestattung der frühen Bronzezeit in sog. Hockerstellung mit Blickrichtung Osten am Ufer der Lossa (Foto: TLDA, Weimar)

Die räumliche Nähe zur Finne belegt einmal mehr die wichtige infrastrukturelle Bedeutung der Finneübergänge in der Verbindung vom Burgenland zum Thüringer Becken, die auch schon ‚die Aunjetitzer‘ um 1700 v. Chr. nutzten. Die Kontrolle dieser wichtigen Verkehrsroute dürfte Ausschlag gebend für die Gründung einer frühbronzezeitlichen Siedlung unmittelbar am Oberlauf der Lossa gewesen sein, von der die neu entdeckten Gräber zeugen.

Die Untersuchungen im Zuge der aktuellen Baumaßnahme konnten somit neue, wichtige Erkenntnisse zur Lokalgeschichte liefern. Neben den frühbronzezeitlichen Gräbern konnten auch einige Siedlungsgruben entdeckt werden, die offenbar aus der Eisen- oder der römischen Kaiserzeit stammen, also in die Jahrhunderte um die Zeitenwende herum datieren.

Die vorgeschichtlichen Überreste waren trotz umfangreicher Umgestaltungen des umgebenden Geländes – insbesondere zu DDR-Zeiten, als hier ein Wohnblock errichtet worden war – noch gut im Boden erhalten.

Nach einer Pressemeldung des Freistaats Thüringen

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