Brandenburg: Siedler abseits der Flussaue

Neuentdeckungen wie dieser Silexdolch aus Jänschwalde in Brandenburg sind der erste Nachweis von Hinterlassenschaften der Lausitzer Kultur auf der Grießener Hochfläche, abseits der Fluss­aue.
Neuentdeckungen wie dieses Keramikgefäß sind der erste Nachweis von Hinterlassenschaften der Lausitzer Kultur auf der Grießener Hochfläche, abseits der Fluss­aue.

In den vergangenen zwei Jahren erfassten landschaftsarchäologische Untersuchungen im Vorfeld des Tagebaus Jänschwalde ein großes bronzezeitliches Siedlungs­areal – größtenteils über weiträumige Streuungen kleinteiliger Scherben der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur. Neolithi­sche Keramikfragmente belegen zudem Besiedlungsphasen der Kugelamphorenkultur und Schnurkeramik. In einer kleinen Geländesenke kamen mehrere frühbronzezeitliche Brunnen und Schöpfstellen zutage. Hier waren im Gegensatz zum Umfeld die vormals auf der Grießener Hochfläche vorhandenen Bodenschichten und die Fundplätze gut erhalten. Wasserstauende Schichten an den nördlichen Ausläufern der Hochfläche hatten für das Überdauern von Holzstrukturen mindestens zweier Röhrenbrunnen gesorgt. Für einen davon ließen sich mehrere Nutzungsphasen nachweisen; bei weiteren Brunnen ist eine Holzeinfassung zu vermuten. Über die gesamte Fläche zwischen den Brunnen streute Keramik, hauptsächlich unspezifische Siedlungsware der Lausitzer Kultur und vereinzelt möglicher­weise der Kugelamphorenkultur.

In einem der Röhrenbrunnen lagen knapp über der Sohle dicht beieinander ein kleines frühbronzezeitliches Henkelgefäß und ein Silexdolch.

Das untere Neißetal ist ein bekanntes Verbreitungsgebiet der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur mit Siedlungen und mehreren Gräbern, darin unter anderem Goldbeigaben. Die Neuentdeckungen sind hingegen der erste Nachweis von Hinterlassenschaften dieser Kultur auf der Grießener Hochfläche, abseits der Fluss­aue.

| M. Schneider, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

Bildunterschrift: Tagebau Jänschwalde. Silexdolch und Henkelgefäß lagen auf der Sohle eines frühbronzezeitlichen Röhrenbrunnens. Foto: M. Schneider, BLDAM

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Burgen der Lausitzer Kultur

Den Begriff „Lausitzer Kultur“ prägte 1880 der berühmte Mediziner Rudolf Virchow. Zwischen 1300 und 500 v.Chr. entstanden von der Elbe und Saale bis zur Weichsel, von der Slowakei bis zur Ostsee zahlreiche gleichförmige Friedhöfe mit teils über 1000 Brandgräbern, die oft ganze Geschirrsätze, doch wenig Metall enthielten. Ganz anders die vielen Burgen dieser Zeit: Bei Ausgrabungen zeigt sich ein lebendiges Bild religiöser, wirtschaftlicher und politischer Zentren mit weit reichenden Verbindungen. Die Burgen kontrollierten die Handelswege, in ihrem Schutz gedieh das Metallhandwerk, von dem umfangreiche Horte mit Bronzen zeugen.