Mittelalterliches Schiff vor der Küste Schwedens gefunden

Meeresarchäologe und Projektleiter Staffan von Arbin untersucht die vom Wrack entnommenen Holzproben. Deutlich sichtbar ist hier, dass im Mittelalter häufig Moos zur Abdichtung der Planken von Koggenschiffen verwendet wurde.
Meeresarchäologe und Projektleiter Staffan von Arbin untersucht die vom Wrack entnommenen Holzproben. Deutlich sichtbar ist hier, dass im Mittelalter häufig Moos zur Abdichtung der Planken von Koggenschiffen verwendet wurde. Foto: Anders Säldemark.

Vor Fjällbacka an der schwedischen Westküste wurde ein bisher unentdecktes Wrack gefunden. Die Analyse von Holzproben zeigt, dass es das älteste Schiffswrack ist, das jemals in der Provinz Bohuslän gefunden wurde. Gleichzeitig handelt es sich um eine der ältesten Koggen, die bisher in Europa gefunden wurden.

Das mittelalterliche Wrack wurde bei der Insel Dyngö vor Fjällbacka in der schwedischen Gemeinde Tanum gefunden. Im vergangenen Herbst führte die Universität Göteborg archäologische Tauchuntersuchungen entlang der Küste von Bohuslän durch, um mehr über bekannte Schiffswracks auf dem Meeresboden zu erfahren. „Wir haben Holzproben entnommen, um das Alter durch die Datierung der Baumringe – die so genannte Dendrochronologie – zu bestimmen“, erklärt Staffan von Arbin, Projektleiter Meeresarchäologe an der Universität Göteborg. „Das Wrack besteht aus Eichen, die zwischen 1233 und 1240, also vor fast 800 Jahren, gefällt wurden.“

Bei diesen Arbeiten stießen die Meeresarchäologen auf das Wrack außerhalb von Fjällbacka, das den Namen „Dyngökoggen“ erhalten hat. Schnell wurde deutlich, dass es sich um eine Kogge handelt, einen Schiffstyp, der ab dem 12. Jahrhundert weit verbreitet war.

Die Bodenplanken sind bündig verlegt, während die Seitenplanken überlappend sind. Die Nähte zwischen den Planken sind mit Moos abgedichtet, wie es für Koggen typisch ist. Das erhaltene Rumpfstück ist etwa 10 m lang und 5 m breit. Staffan von Arbin geht jedoch davon aus, dass das Schiff ursprünglich bis zu 20 Meter lang gewesen sein muss.

Relikt eines räuberischen Angriffs nahe der Küste?

Die Analyse der Holzproben zeigt, dass das Schiff mit Eichen aus Nordwestdeutschland gebaut wurde. „Koggen werden in schriftlichen Quellen über die mittelalterliche Hanse häufig erwähnt, aber Schiffe dieses Typs waren während des gesamten Mittelalters in Nordeuropa üblich“, so Staffan von Arbin. In seinen Augen weist der Fund auch auf die Bedeutung Bohusläns als Transitstrecke für den internationalen Seehandel in dieser Zeit hin.

Warum das Schiff gesunken ist, ist noch nicht bekannt. Die Vermessung des Schiffes zeigt deutliche Hinweise auf ein heftiges Feuer. „Vielleicht wurde das Schiff von Piraten angegriffen? Aus schriftlichen Quellen wissen wir, dass es an der Südküste Norwegens, einschließlich Bohuslän, im Mittelalter Zeiten intensiver Piratenaktivitäten gab.“

Es könnte aber auch ein einfacher Unfall für den Untergang verantwortlich gewesen sein. Vielleicht breitete sich ein Feuer aus, während das Schiff im Hafen lag. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Schiff in einer Schlacht versenkt wurde. Die ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts waren eine turbulente Zeit in Norwegen, zu dem Bohuslän damals gehörte. Auch mit den heftigen internen Kämpfen um die norwegische Krone ließe sich der Untergang der „Dyngökoggen“ erklären.

Anders Gutehall von Visuell Arkeologi Norden untersucht den Meeresgrund bei Dyngö.
Anders Gutehall von Visuell Arkeologi Norden untersucht den Meeresgrund vor der Küste bei Dyngö. Foto: Staffan von Arbin/Göteborgs universitet.

Wie geht es weiter?

Derzeit gibt es keine Pläne für weitere Untersuchungen des Wracks. Man hofft jedoch, in Zukunft neue Tauchgänge an der Fundstelle durchführen zu können. Dafür ist jedoch sowohl eine Genehmigung der Bezirksverwaltung als auch eine umfangreiche externe Finanzierung erforderlich, die derzeit nicht zur Verfügung steht. Die Ergebnisse und Beobachtungen der Meeresarchäologen werden derzeit für einen größeren wissenschaftlichen Artikel ausgewertet

Nach Pressemitteilung der Universität Göteborg

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