Petition sucht Unterschriften für den Erhalt des Welterbes „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“

Bocksteinhöhle
Bocksteinhöhle. Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Derzeit sammelt eine Petition an den Landtag Baden-Württemberg Unterschirften für einen Erhalt des Vogelherd-Parks, an der man online unter folgendem Link teilnehmen kann: https://www.openpetition.de/petition/online/wir-fordern-finanzielle-unterstuetzung-des-welterbes-hoehlen-und-eiszeitkunst-der-schwaebischen-alb#petition-main

Zur Hintergrundinformation teilen wir den dazugehörigen offenen Brief an die Landesregierung Baden-Württemberg, der uns über das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz erreichte:

Offener Brief an die Landesregierung Baden-Württemberg

Lassen wir uns heute offiziell als Erben in die Pflicht nehmen, den Kulturschatz zu bewahren, der tausende Jahre überdauert hat.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann 2017 bei der Ernennung der Höhlen im Ach- und Lonetal zu UNESCO Weltkulturerbestätten

Forschungsgrabungen der Universität Tübingen in den Höhlen der Schwäbischen Alb haben über mehrere Generationen weltweit einmalige Belege für die Entstehung von Kunst und Musik geliefert und spielen eine zentrale Rolle bei der Frage, was – im evolutionären Sinne – den modernen Mensch ausmacht. Aus diesem Grund verlieh das Welterbekomitee der UNESCO im Jahre 2017 den Höhlen im Ach- und Lonetal Weltkulturerbestatus.

Neben dem Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren als baden-württembergischem Schwerpunktmuseum können Besucher den Archäopark Vogelherd in Niederstotzingen und das Eiszeitstudio Hohle Fels in Schelklingen besuchen. Die wissenschaftliche Leitung dieser Einrichtungen obliegt seit deren Gründungen der Universität Tübingen. Da die drei betroffenen Gemeinden sehr klein sind, können sie ohne Unterstützung des Landes Baden-Württemberg diese Einrichtungen nicht auf Dauer finanzieren und aufrechthalten.
Im Moment steht der Archäopark Vogelherd trotz sehr guter Besucherzahlen kurz vor seiner endgültigen Schließung am 6. November 2022. Dieses Problem ist zwar seit zwei Jahren bekannt, allerdings wurde bislang von der Landesregierung keine Lösung vorgestellt. Die Funde, welche die Entstehung von Kunst und Musik in der Menschheitsgeschichte belegen, stellen ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal Baden-Württembergs dar. Daraus ergibt sich jedoch gleichzeitig eine bedeutende Verpflichtung des Landes, wie von Ministerpräsident Kretschmann mit den oben genannten Worten bei den UNESCO Feierlichkeiten 2017 zu Recht festgehalten wurde.

Wir rufen die Landesregierung auf, den Archäopark Vogelherd und die anderen Einrichtungen im Ach- und Lonetal soweit zu unterstützen, dass im Zusammenspiel mit u. a. den betroffenen Gemeinden, Vereinen und privaten Spendern diese bedeutenden Fundplätze und musealen Einrichtungen dauerhaft für die lokale und weltweite Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Da die Landesregierung derzeit den Haushalt für 2023 und 2024 berät, hat dieses Thema eine hohe Dringlichkeit.

Wie von der UNESCO am 09. Juli 2017 festgehalten wurde, besitzen diese Höhlen im Ach- und Lonetal und die archäologischen Funde, die daraus stammen, „herausragende universale Bedeutung“ für alle Menschen! Eine Vernachlässigung dieser Verantwortlichkeit würde den guten und hart erarbeiteten Ruf Baden-Württembergs im Bereich der Wissenschaft und Kultur nachhaltig beschädigen und zugleich die Bedürfnisse der Bevölkerung missachten.

UNTERZEICHNET VON

Aus Baden-Württemberg
Nicholas Conard (Tübingen), Karla Pollmann (Tübingen), Bernd Engler (Tübingen), Martin Bartelheim (Tübingen), Katerina Harvati (Tübingen), Susanne Greiff (Tübingen), Natascha Mehler (Tübingen), Christopher Miller (Tübingen), Cosimo Posth (Tübingen), Johannes Krause (Leipzig/Tübingen), Detlef Weigel (Tübingen), Sebastian Brather (Freiburg), Christoph Huth (Freiburg), Josef Maran (Heildelberg), Thomas Schmitt (Heidelberg)
Aus Deutschland Ewa Dutkiewicz (Berlin), Berit Eriksen (Schleswig), Andreas Maier (Köln), Thorsten Uthmeier (Erlangen), Jörg Linstädter (Bonn); Sabine Gaudzinski-Windheuser (Mainz)

Aus dem Ausland und Übersee
Stellvertretend für Europa: Marherita Mussi (Rom), Anne Delagne (Bordeaux), Felix Riede (Arhus), Pawel Valde Novak (Krakow); für Afrika: Pastory Bushozi (Dar es Salaam), John Parkington (Kapstadt), Lyn Wadley (Johannesburg); für Asien: Li Feng (Bejing), Boris Gasparian (Jerewan), Mina Weinstein-Evron (Haifa), Akira Ono (Tokio); für Nordamerika: Michael Chazan (Toronto), Jessica Thompson (New Haven), Margaret Conkey (Berkely), James O’Connell (Salt Lake City); für Südamerika: Ximena Suárez Villagrán (São Paulo), Luis Alberto Borrero (Buenos Aires), Eduardo Neves (São Paulo), Carola Flores (Puerto Montt); für Australien: Martin Porr (Perth), Ian McNiven (Melbourne), Sue O’Connor (Canberra)

Zustiftungen und Spenden für die Forschungs- und Vermittlungsarbeiten im Ach- und Lonetal sollen an die Stiftung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen überwiesen werden: Bankinstitut: KSK Tübingen, IBAN: DE98 6415 0020 0000 1106 08, BIC: SOLADES1TUB, Verwendungszweck: Stiftung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie.