Beginn der archäologischen Hauptuntersuchung in Lohe-Rickelshof bei Heide

In der Gemarkung Lohe-Rickelshof bei Heide plant die Firma Northvolt den Bau einer großen Batteriezellfabrik. Nach dem Verursacherprinzip werden dort derzeit bauvorbereitende archäologische Untersuchungen durchgeführt. Diese finden auf Teilflächen des überplanten Geländes statt, die aufgrund der Ergebnisse der archäologischen Voruntersuchungen aus dem Jahr 2022 ausgewählt wurden. Diese Untersuchungsflächen erstrecken sich überwiegend über den Geestrücken, streifen aber auch eine Teilfläche am Rande der Marsch.

Der Grabungsplan zeigt die Befundsituation auf einer Teilfläche der Ausgrabung in Lohe-Rickelshof bei Heide.
Der Grabungsplan zeigt die Befundsituation auf einer Teilfläche der Ausgrabung. Quelle: ALSH

Für die archäologischen Ausgrabungen, die am 13. März 2023 starteten, sind insgesamt 12 Monate vorgesehen. Das zu untersuchende Gebiet hat eine Größe von 8,5 ha. Derzeit arbeiten zwei Grabungsteams parallel auf der Fläche. Die übergeordnete Grabungsleitung liegt in den Händen von Herrn Eric Müller, Grabungsleiterin des zweiten Teams ist Frau Fleur Schweigart. Die Projektleitung liegt bei Frau Anja Austen.

In bisher vier Wochen wurden etwas mehr als 10.000 m² Fläche geöffnet und bereits über 650 archäologische Befunde freigelegt. Innerhalb dieser Befunde konnten bisher die Grundrisse von 12 vorgeschichtlichen Langhäusern, 16 Grubenhäusern, sieben Speicher- oder Nebengebäuden, drei Körpergräbern, drei Öfen, mehreren Gruben sowie Grabenabschnitten und weiteren Siedlungsstrukturen identifiziert werden.

Aufgrund der reichen Keramikfunde kann die Mehrzahl der Befunde, darunter die Körpergräber und der überwiegende Teil der Grubenhäuser, in die frühe Völkerwanderungszeit (4./5. Jh. n. Chr.) datiert werden. Ein Teil der Befunde ist noch älter und stammt aus der frühen/älteren Römischen Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.).


Cover AiD 5/22

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Kulturerbe in Nord- und Ostsee

Nicht nur steinzeitliche Jäger und Sammler hinterließen ihre Spuren auf den ehemals begehbaren Flächen in unseren Meeren, tausende von Schiffswracks und versunkene Ladungen zeugen von Jahrhunderten regen Seehandels und kriegerischen Auseinandersetzungen auf See. Allein während der beiden Weltkriege fanden unzählige Schiffe und Flugzeuge ihre letzte Ruhestätte in Nord- und Ostsee. Doch was wissen wir eigentlich über dieses einzigartige »unsichtbare« Kulturerbe? Wie können wir Fundstellen am Meeresgrund schützen? Welche Zielkonflikte entstehen durch Bauvorhaben Offshore und wie kann das Unterwasserkulturerbe bei Planungs- und Bauprozessen berücksichtigt werden?

Umfang und Spektrum der archäologischen Befunde sind aus wissenschaftlicher Sicht von großer Bedeutung: So war aus der Völkerwanderungszeit an der schleswig-holsteinischen Westküste bisher nur ein Grubenhaus bekannt. Auch Körpergräber aus dieser Zeit sind selten. Eines der bisher untersuchten Gräber weist jedoch reiche Beigaben auf: Gefäßbeigaben, mindestens zwei Fibeln (Gewandnadeln) sowie mindestens eine Bernsteinkette wurden dem Toten mit ins Jenseits gegeben. Auch die Grubenhäuser erscheinen hinsichtlich der zu erwartenden Funde vielversprechend: In einem wurde ein vollständiger Satz von Webgewichten in situ geborgen.

Bemerkenswert ist auch die Erhaltung der Funde. Sie sind durch die mindestens 0,8 m mächtige Bodenüberdeckung besonders gut erhalten.

Die bisher freigelegten Strukturen lassen bereits zum jetzigen Zeitpunkt vermuten, dass auch in den noch nicht geöffneten Flächenbereichen mit einer ähnlich hohen Befunddichte zu rechnen ist.

Sehr gute Erhaltungsbedingungen sind auch in den Randbereichen des Moores zu erwarten, die nach derzeitiger Planung im Sommer dieses Jahres untersucht werden sollen. Dort wurden bei Voruntersuchungen die Reste eines hölzernen Knüppeldamms freigelegt, der vermutlich aus der Römischen Kaiserzeit stammt.

Aus archäologischer Sicht ist also noch einiges zu erwarten und die Fachleute sind auf die weiteren Ergebnisse sehr gespannt.

Nach Pressemitteilung des ALSH

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Auf einer insgesamt 155 Hektar großen Planfläche der Gemeinde Lohe-Rickelshof im westlichen Anschluss der Stadt Heide, Kreis Dithmarschen, soll im Verlauf der kommenden Jahre eine zukunftsweisende Batteriezellfabrik entstehen. Das archäologisch hochinteressante Gebiet liegt auf einem Geestrücken am Übergang zum westlich anschließenden Marschbereich. Bauvorgreifend erfolgte jetzt eine umfangreiche archäologische Voruntersuchung des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein, die durch zahlreiche bekannte Fundplätze im Planbereich begründet wurde. Als älteste Funde sind zwei sehr sorgfältig gearbeitete Flintartefakte zu nennen, darunter die sehr feine Spitze eines Fischschwanzdolches der älteren Bronzezeit sowie eine Flintsichel.