Glas, Pech und Silex im Glücksthal, Lkr. Sonneberg

An der Ferngasleitung EGL 442 wurde der wüst gefallene Glashüttenstandort Glücksthal bei Neuhaus am Rennweg durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) archäologisch begleitet. Es zeigten sich Hinterlassenschaften der neuzeitlichen Glasproduktion, der Standort einer spätmittelalterlichen Pechhütte und durch einzelne sekundär verlagerte Silexabschläge und Werkzeuge Belege für die Anwesenheit mesolithischer Jäger und Sammler. Eine urkundlich erwähnte Waldschmiede des 16. Jh. dürfte ebenfalls angrenzend gelegen haben.

Glücksthal Pechofen
Pechofen im Planum und Pechsiedegefäß. Foto: D. Labitzke, TLDA, Römhild

Abseits der Siedlung fanden sich mehrere Abfall- bzw. Ablagegruben der Glasproduktion, mit Bruchstücken von Glashäfen, Glasschmelzen, Keramik und Glassplittern sowie einigen größeren Bruchstücken von Trinkgläsern oder anderen Gefäßen, einzelnen Glasknöpfen und Glasperlen und bemalten Gläsern. Aufgrund der Menge von 29.098 Stücken Glas oder Glasbruch ließ sich eine besonders große Vielfalt der Produktion, darunter die Herstellung von wertvollem, echtem Goldrubinglas nachweisen. Ein besonderer Fund sind 18 sehr dünnwandige, schwarze, unterschiedlich große Perlen, die hauptsächlich im 16.‒18. Jh. der Fertigung von Totenkronen dienten. Die Perlen wurden dazu auf Draht gezogen, daraus Kronen geformt und diese meist ledigen Verstorbenen ins Grab gegeben.

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Am südöstlichen Rand der Wüstung wurde vom 13.‒15. Jh. eine der im Thüringer Wald zahlreichen Pechhütten betrieben. Hier wurde Holz verschwelt, bis das zähflüssige Pech austrat. Die Anlagen wurde mindestens einmal umgebaut; die Holzkohle der Ofenkammer der früheren Anlage datiert zwischen 1409 und 1413. Sie war großteils aus Lehm errichtet und hatte einen aus Sandstein errichteten Unterbau im Bereich der Brennkammer. Aus dem Befund wurden neben über 4000 Keramikscherben übergelaufenes Pech teils mit Gefäßabdrücken sowie einige Harzknollen geborgen. Aus den Bruchstücken von insgesamt 24 Gefäßen ließ sich eines vollständig zu einem Siedegefäß von 60 cm Höhe und einem Durchmesser von 31 cm rekonstruieren. Unweit nördlich des Befundes ließen sich ein dazugehöriger Weg und eine Pechbarrengrube lokalisieren. Beide Befunde wurden zwischen 1460‒1466 aufgelassen und bezeugen das Ende der Pecherzeugung im Glücksthal.
 

E. Spitzer, D. Labitzke
Meldung des Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie

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