Rundturm der Stadtbefestigung Römhild aufgedeckt

Straßen- und Kanalbauarbeiten in der Stephans-Kloster-Gasse in Römhild, Lkr. Hildburghausen, erforderten 2023 eine archäologische Begleitung durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA). Die Gasse befindet sich am südwestlichen Rand der Altstadt und verläuft über eine längere Strecke parallel zur obertägig erhaltenen Stadtmauer. Ein kurzer Abschnitt der Stadtmauer nahe der aktuellen Untersuchungsfläche war 2022 eingestürzt, im Hinblick auf die Standfestigkeit des Baugrundes befundet und anschließend erneuert worden. Die Arbeiten waren archäologisch begleitet worden und erbrachten den Nachweis eines deutlich verbreiterten Fundaments der obertägig kaum einen Meter breiten Stadtmauer. Bereits 2015 hat man an der südwestlichen Ecke der Stephans-Kloster-Gasse die Fundamente eines in einer Karte aus dem 18. Jh. verzeichneten Baukörpers aufgedeckt. Dessen Größe und Funktion konnte man seinerzeit nicht klären.

Luftbild nach der Freilegung des Turmfundaments mit Ansatz der Stadtmauer von Römhild
Luftbild nach der Freilegung des Turmfundaments mit Ansatz der Stadtmauer. Foto: R. Müller-Schmied, TLDA, Römhild

Vollständige Freilegung möglich

Die aktuelle Baumaßnahme ermöglichte nun eine vollständige Freilegung. Entgegen ersten Vermutungen handelte es sich nicht um einen Halbschalen-, sondern um einen massiven Rundturm, der über die Stadtmauer hinausragte. Erfasst werden konnten das massive, rundliche Turmfundament sowie ein kurzer Abschnitt der in diesem Bereich obertägig vollständig abgetragenen Stadtmauer. Erhalten war ein Drittel der Außenschale des Fundaments, der westliche Teil war bei älteren Bodeneingriffen undokumentiert zerstört worden.

Der Durchmesser des Turms lässt sich mit 8,50‒9,00 m, die Grundfläche mit ca. 57 m² beziffern. Das verwendete Baumaterial bestand aus Kalksteinen in Bruchsteinqualität, die in gelbbraunen Lehm gesetzt waren. Es ließen sich noch maximal sieben Steinlagen fassen. Das Turmfundament und die Stadtmauer waren bautechnisch verzahnt, beide fortifikatorischen Elemente also zeitgleich geplant und errichtet worden. Spärliche Funde, darunter hochmittelalterliche bis frühneuzeitliche Keramik und glasierte Ofenkacheln, stammen aus überlagernden Schichten. Datierende Funde aus den Fundamentgruben oder dem Mauerwerk fehlen. Von einem Bau der Stadtbefestigung im Verlauf des späten Mittelalters ist aufgrund historischer Erwägungen auszugehen.

Mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen

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