Steinkreise in der Bretagne

Internet-Vortrag zur Ausstellung „Stonehenge“ im LWL-Archäologiemuseum

Steinkreise Bretagne
Perschkes Studien über „Die Megalithen des südlichen Morbihan (Bretagne)“ wurden 2013 mit dem erstmals verliehenen Studienpreis der DGUF e. V. ausgezeichnet. Foto: Reena Perschke

Am Donnerstag (17.2.) lädt das LWL-Museum für Archäologie in Herne im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Stonehenge – Von Menschen und Landschaften“ zu einem digitalen Vortrag über Steinkreise in der Bretagne ein. Die Archäologin Dr. Reena Perschke erklärt nicht nur die rituelle und astronomische Bedeutung dieser wichtigen europäischen Bodendenkmäler. Sie gibt auch Einblicke in die deutsche Archäologie zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Vortrag ist kostenfrei und ab 19 Uhr live auf dem YouTube-Kanal des Museums im Internet zu sehen.

Neben den britischen Inseln verfügt auch die nordwestfranzösische Bretagne vor allem in einem eng eingegrenzten Gebiet zwischen Carnac und dem Golfe du Morbihan über einen reichen Bestand an Steinkreisen. Hier gibt es keine Trilithen, also Torbauten, wie in Stonehenge, sondern vor allem kilometerlange Steinreihen und große, offene Plätze mit hochragenden Steinblöcken, sogenannten Menhiren. Diese Strukturen, meist oval bis eiförmig, werden Cromlec’hs genannt.

Im Vortrag werden einige dieser Cromlec’hs vorgestellt. Lange galten die Cromlec’hs als Orte mit einer besonderen rituellen oder archäoastronomischen Bedeutung. Ausgrabungen, die neue Hinweise auf die Intention der Erbauer geben könnten, haben allerdings seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr stattgefunden.

Die moderne Auswertung der erhaltenen Unterlagen zeigt, dass beispielsweise der Cromlec’hs von Kerlescan jünger ist als die angrenzenden Steinreihen und vermutlich Menhire aus den Steinreihen gebrochen wurden, um den Cromlec’hs zu errichten. Hatten die Steinreihen also ihre Funktion bereits verloren, als die Cromlec’hs erbaut wurden? Dies eröffnet ein weites Feld neuer Interpretationen.

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Von Menschen errichtete Anlagen mit großen Steinen, die Megalithen, sind ein in urgeschichtlichen Kulturen weltweit verbreitetes Phänomen. Diese in unserer modernen Landschaft fremd und exotisch anmutenden Bauten wurden zumeist als Bestattungsplätze oder als Heiligtümer angelegt. Die im nördlichen Mitteleuropa verbreiteten Megalithbauten – zu denen neben den Großsteingräbern auch Steinkreise, Steinreihen, Steinkisten und Einzelmonumente gehören – stammen aus der Zeit zwischen ca. 4800 und 2500 v. Chr. und stellen damit die älteste bis heute erhaltene Architektur in dieser Region dar. 

Zur Referentin

Nach einem ersten Abschluss als Diplom-Verwaltungswirtin absolvierte Reena Perschke ein Magisterstudium der Ur- und Frühgeschichte, Vorderasiatischen Altertumskunde und Religionswissenschaft an der FU Berlin. Anschließend promovierte sie in München über „Die Megalithen des südlichen Morbihan (Bretagne)“ (Dissertation noch im Druckverfahren) und entdeckte dabei Korrespondenzen deutscher Archäologen im besetzten Frankreich. Dies führte 2013 zur Auszeichnung mit dem erstmals verliehenen Studienpreis der DGUF e. V. sowie 2015-2016 zu einem Postdoc-Stipendium der Gerda-Henkel-Stiftung für das Forschungsprojekt „Nationalsozialistische Archäologie in den besetzten Westgebieten (1940-1945)“.

Dr. Reena Perschke
Dr. Reena Perschke arbeitet als Archäologin in Berlin und forscht über neolithische Megalithik, prähistorische Religionen, gegenwärtiges Neuheidentum sowie Wissenschaftsgeschichte. Foto: privat

Beruflich war Reena Perschke von 2006 bis 2020 für die Museen von Reinickendorf, Lichtenberg und Schloss Lübben tätig. Auf der Zitadelle Spandau kuratierte sie 2009 eine Ausstellung zum Hostienschändungsprozess von Berlin-Brandenburg im Jahr 1510. Neben einem Master-Aufbaustudium der Museum Studies an der University of Leicester (UK) ist sie derzeit bei der Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien beschäftigt. Sie forscht weiterhin über neolithische Megalithik, prähistorische Religionen, gegenwärtiges Neuheidentum und Wissenschaftsgeschichte.

Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe des Vereins der Freunde und Förderer des LWL-Museums für Archäologie in Herne e. V. zu aktuellen Sonderausstellungen, archäologischen Themen, zur Geschichte der Region Westfalen und zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Archäologie.

Der Vortrag findet pandemiebedingt nur digital statt. Interessierte können ihn live über den YouTube-Kanal des Museums mitverfolgen.

Sonderausstellung „Stonehenge – Von Menschen und Landschaften“
Vom 23. September 2021 bis zum 25. September 2022 zeigt das LWL-Museum für Archäologie in Herne die Geschichte des berühmtesten archäologischen Denkmals Europas in seiner einzigartig erhaltenen vorgeschichtlichen Umgebung. Die Landschaft von Stonehenge wird der gleichzeitigen Entwicklung und gegenwärtigen menschengemachten Landschaften in Westfalen gegenübergestellt. Gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie werden die neuesten Forschungsergebnisse präsentiert.

Der berühmte Steinkreis in Südengland ist ein Beispiel für vorgeschichtliche Bau- und Ingenieurskunst und ihr monumentaler Höhepunkt. Er war Teil einer rituellen Landschaft mit jahrtausendealter Geschichte. Die Tiefe dieser Geschichte wird in Herne und mit der westfälischen Landschaft gestern und heute in Beziehung gesetzt. In der vom englischen Archäologen, BBC-Moderator und Stonehenge-Experten Julian Richards (ArchaeMedia) cokuratierten Ausstellung bewegen sich die Besucher:innen durch analoge und virtuell rekonstruierte Landschaften und begeben sich so auf eine Reise durch die Zeit. Sie erleben die Ausmaße des imposanten Steinkreises hautnah durch detailgetreue 1:1-Repliken. Ausgewählte Funde der englischen und westfälischen Archäologie zeigen, mit welchen Mitteln die Landschaften geformt wurden, und bringen den Besucher:innen den prähistorischen Menschen und seine Lebenswelten näher. Mit einem Ausblick auf die moderne Industrie- und Kulturlandschaft Ruhr spannt die Ausstellung einen Bogen bis in die Gegenwart.

Mehr Infos auf den Webseiten des Museums und der Ausstellung.

Nach Pressemitteilung des LWL