Römischer Friedhof in Erding entdeckt

Grabung Erding: Römische Glasurne mit Ziegelsteinbedeckung.
Grabung Erding: Römische Glasurne mit Ziegelsteinbedeckung. Foto: Martina Pauli, BLfD

Grabstein, Glasurne und Scheiterhaufen

Neue archäologische Funde in der Kiesgrube Eichenkofen verraten, wie die einstigenBewohner der Villa Rustica vor fast 2000 Jahren mit ihren Toten umgingen

Diese Entdeckung vervollständigt das Bild vom Leben der alten Römer im heutigen Erding um einen weiteren Aspekt: den des Todes. In der vergangenen Woche sind Archäologinnen und Archäologen bei einer Grabung in der Kiesgrube Eichenkofen auf zwölf beinahe 2000 Jahre alte Urnengräber römischen Ursprungs gestoßen. Der Bestattungsplatz befindet sich unweit des Grabungsareals der Villa Rustica und wird dieser zugerechnet. Heute hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die neuen Funde Medienvertreterinnen und Medienvertretern vor Ort vorgestellt.

Wie im Römischen Reich zu dieser Zeit üblich hatten die Bewohnerinnen und Bewohner des Landgutes ihre Verstorbenen auf einer Art Scheiterhaufen, der sogenannten Ustrina, verbrannt. Die menschlichen Überreste wurden dann für gewöhnlich in Urnen aus Keramik bestattet. Das Besondere an den Funden aus Erding ist darum eine Urne, die aus Glas geblasen wurde. Sie datiert in die späte mittlere Kaiserzeit. Das außergewöhnlich gut erhaltene Gefäß konnte das Grabungsteam komplett mit seinem Inhalt bergen. Dies gelingt selten, weil das Material naturgemäß sehr anfällig für Beschädigungen und Korrosion ist.

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Die Urne stand in einer Grube, die mit Ziegelplatten ausgekleidet und abgedeckt war. Zur Grabstelle gehört auch eine vollplastisch ausgearbeitete Tierfigur, die Teil eines größeren Grabmonuments oder Grabsteins war. Der Kalkstein ist stark verwittert und stammt aus einer anderen Gegend, vermutlich aus dem alpinen Gebiet. Zu erkennen sind die Hinterläufe, der Rücken und die stark verwitterten Vorderläufe sowie die Ansätze von Flügeln. Der Kopf fehlt leider. Es könnte sich um einen geflügelten Löwen, einen Löwengreif oder eine Sphinx handeln. Auf großes Interesse der Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler stieß darüber hinaus ein Befund, bei dem es sich vermutlich um die Ustrina handelt, also die Verbrennungsstelle. Darauf weisen die zahlreichen Ascheschichten in der Grube und eindeutig für den Grabritus verwendete Gefäße wie Räucherkelche hin.

Die geborgene Glasurne soll demnächst in den Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege analysiert werden, unter anderem geröntgt. Auch die Beigaben, die das Grabungsteam am Bestattungsplatz gefunden hat, sollen noch näher untersucht werden, darunter Teller, Schüsseln, Öllämpchen und Räucherkelche, ein Armreif, aber auch Eisennägel, die von der Bahre oder dem Scheiterhaufen stammen dürften, auf der die oder der Tote verbrannt worden war.
Die Villa Rustica von Eichenkofen liegt östlich der Römerstraße, die im Sempttal auf der Trasse der Straße zwischen Berglern und Langenpreising verläuft. 2019 wurden in unmittelbarer Nähe die Fundamente von mindestens zwei Steingebäuden ausgegraben, die auf eine römische Thermenanlage hindeuten.

Nach Pressemitteilung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege

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