Friedhof unter Friedhof in Bremen

Bremen. Bruchstück ­einer Fibel, zeichnerisch ergänzt zu einer völkerwanderungszeitlichen Bügelfibel mit gelappter Kopfplatte. Länge 5 cm.
Bremen. Bruchstück ­einer Fibel, zeichnerisch ergänzt zu einer völkerwanderungszeitlichen Bügelfibel mit gelappter Kopfplatte. Länge 5 cm. Foto: Landesamt für Denkmalpflege Bremen

Mitte 2022 wurde ein Feld in der Nähe mehrerer bekannter Fundstellen nahe dem Friedhof in Bremen-Rekum durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Landesarchäologie Frank und Karl Ullrich unter Einsatz einer Metallsonde begangen. Dabei konnte eine Vielzahl Scherben spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Keramik aufgelesen werden. Hinzu kommen einige teils stark durch Pflügen und Düngung angegriffene Metallobjekte, darunter eine frühmittelalterliche Scheibenfibel mit dreireihigem Perlkranz und zerstörtem Mittelbild, ein Grapenfuß, zahlreiche Bleiplomben, Schnallen sowie diverse Münzen des 18. bis 20. Jh.
Aus dem Fundspektrum stechen zwei Bronzefibeln heraus. Das erste Stück ist aufgrund des gerippten Bügels und der rhombischen Fußplatte klar als Bügelfibel mit gelappter, rechteckiger oder halbrunder Kopfplatte zu identifizieren. Fibeln dieses Typs scheinen sich in der zweiten Hälfte des 5. bis ersten Hälfte des 6. Jh. n. Chr. im thüringischen Einflussgebiet herausgebildet zu haben, kommen aber auch im Bremer Raum vor. Allein 14 Stück fanden sich in Bestattungen des Gräberfeldes »Fuchsberg« von Bremen-Mahndorf.

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Beim zweiten Stück handelt es sich um eine Stützarmfibel des Typs Mahndorf, die etwas früher in das 4. / 5. Jh. n. Chr. datiert. Bei beiden ist die Nadel nicht mehr erhalten. Die Fibeln dürften aus einem völkerwanderungszeitlichen Gräberfeld hochgepflügt worden sein, denn bereits 1969 wurde auf dem benachbarten Friedhof beim Ausheben eines Grabes eine verzierte Keramikscherbe dieser Zeit in 1 m Tiefe »inmitten von Brandstellen« gefunden. Zudem hat man ganz in der Nähe bereits 1968 etwas Leichenbrand und eine kleine weiße Perle geborgen, die aber nicht genauer datiert werden können. So liegt die Vermutung nahe, dass sich hier schon in der Völkerwanderungszeit ein Gräberfeld befand, das nun zum Teil unter dem jetzigem Friedhof liegt.

| D. Bischop, K. Ullrich, Freie Hansestadt Bremen, Landesarchäologie