Ausgrabungen in Unterregenbach

Neue Erkenntnisse zum Alter der ältesten Kirche der Gemeinde sowie zu Verwandtschafts- und Herkunftsdetails der Innenbestattungen mittels DNA-Untersuchungen

Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat in den vergangenen Jahrzehnten in Unterregenbach immer wieder Kirchen und Bestattungsplätze sowie eine ehemalige Siedlung des Früh- bis Spätmittelalters ausgegraben und archäologisch untersucht.

Seit den 1960er-Jahren bildet der Ort einen der wichtigsten Forschungsschwerpunkte der Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg. Nach einer längeren Pause wurden die Untersuchungen durch das LAD im Jahr 2019 wiederaufgenommen. Dank moderner Forschungsmethoden konnten inzwischen neue Erkenntnisse zur Ortshistorie gewonnen werden.

Unterregenbach Grabung
Gesamtaufnahme der Grabungsbefunde der Großen Basilika, Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

Durchgeführt wurden beispielsweise Metallsondenprospektionen auf bislang nicht untersuchten Flächen im Randbereich des Ortes sowie geophysikalische Untersuchungen im historischen Ortskern und auf der sogenannten „Alte Burg“. Letztere dienten der Vorbereitung einer Lehrgrabung in Kooperation mit der Universität Tübingen, die im August/September dieses Jahres erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Altersbestimmung der Innenausstattung der Kirche St. Veit in Unterregenbach

Hauptgegenstand der aktuellen Untersuchungen ist es jedoch, das Alter der Innenbestattungen unter der vermutlich ältesten Kirche St. Veit genauer zu bestimmen, die bislang in das ausgehende 8. beziehungsweise beginnende 9. Jahrhundert datiert wird. Hierfür kommt die sogenannte C14-Methode (Radiokohlenstoffdatierung) zum Einsatz. Zudem werden durch DNA-Untersuchungen Verwandtschafts- und Herkunftsbestimmungen der bestatteten Individuen durchgeführt. Erste Ergebnisse lassen bereits erkennen, welches Potenzial diesen naturwissenschaftlichen Analysen für die archäologische Erforschung Unterregenbachs zukommt. Danach ist vermutlich nicht nur die erste Kirche mindestens 100 Jahre älter als bislang angenommen, auch die Innenbestattungen lassen die Gründung hinsichtlich ihres Geschlechts und Verwandtschaftsgrads in einem neuen Licht erscheinen.

So handelt es sich bei der Kinderbestattung nicht wie der klösterliche Kontext nahelegen könnte um einen Jungen, sondern um ein Mädchen. Gleichzeitig deutet sich zwischen zwei der Bestattungen eine Verwandtschaft an. Diese Ergebnisse stehen damit zumindest für die Frühzeit der Saalkirche einer Deutung als Begräbnisstätte eines Konvents entgegen und sprechen eher für einen herrschaftlichen Kontext. Zur Absicherung und Erweiterung dieser Ergebnisse sind weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen geplant.

Aufarbeitung der Altgrabungen

Darüber hinaus konnte 2022 im Rahmen eines durch die Wüstenrot Stiftung vergebenen Promotionsstipendiums an der Universität Tübingen mit der Aufbereitung und Auswertung der Grabungskampagnen von 1979 bis 1988 begonnen werden. Hierbei wird ein multidisziplinärer Ansatz verfolgt, der neben den Quellen und Methoden der historischen Archäologie auch jene der benachbarten Disziplinen miteinbezieht. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Erforschung der historischen Kulturlandschaft in und um Unterregenbach gelegt, die weitere Erkenntnisse bezüglich der Einbindung des Ortes in das regionale Herrschafts- und Siedlungsgefüge sowie dessen Funktion während des Mittelalters erwarten lässt.

Die Forschungen in Unterregenbach werden teilweise in Kooperation mit der Stiftung Archäologische Erforschung Unterregenbach durchgeführt, die insbesondere die Lehrgrabung auf der „Alte Burg“ sowie die aktuelle Grabungsauswertung auch finanziell unterstützt. Erste Ergebnisse konnten jüngst auf einer Tagung präsentiert werden, die im Rahmen der erfolgreichen Ausstellung „Über 1000 Jahre Unterregenbach. Auf archäologischer Spurensuche“ stattfand. Letztere war bis zum 29. Oktober 2023 im Hällisch-Fränkischen Museum in Schwäbisch Hall zu sehen und präsentierte mit modernsten Vermittlungsansätzen den aktuellen Forschungsstand.

Pressemeldung des Regierungspräsidium Stuttgart

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