Reste eines spätrömischen Kastells in Aachen entdeckt

Die Überreste der alten Befestigungsanlage, die Archäologen in der Pontstraße in Aachen entdeckt haben, stammen vermutlich aus dem 3. Jahrhundert nach Christus.

Pontstraße Aachen
Der Blick in die Baugrube führt direkt ins Römerreich: Bei Bauarbeiten in der Pontstraße sind Reste eines spätrömischen Kastells gefunden worden. Foto: Stadt Aachen / Stefan Herrmann

Sieben Meter langes Mauerstück ausgegraben

Den spannenden Fund hat das Team von sk ArcheoConsult gemacht. Die archäologische Fachfirma begleitet die Baumaßnahme der Regionetz. Die Regionetz erneuert dort die Versorgungsleitungen für Wasser, Gas und Strom sowie deren Hausanschlüsse und baut das Fernwärmenetz aus. Nach wenigen Tagen stieß man auf die ersten Funde, die zu intensiveren Untersuchungen führen.

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An der Lahn blieben den Römern 200 Tonnen Silber verborgen

Auf der Suche nach Silbererz haben die Römer im 1. Jahrhundert nach Christus in der Gegend von Bad Ems zwei Militärlager errichtet. Das ergaben Forschungen im Rahmen einer mehrjährigen Lehrgrabung der Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen der Goethe-Universität in Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz an der Lahn. Dabei kam durchaus Überraschendes zutage.

„Während der Reparatur eines Kanalhausanschlusses wurde das Fundament eines mächtigen Mauerwerks freigelegt, das aufgrund der Bautechnik römischer Zeitstellung sein muss“ erläutert Dr. Donata Kyritz (sk ArcheaoConsult). „In Längsrichtung konnte das Fundament noch einige Meter Richtung Markt verfolgt werden. Hier zeigte sich nun auch eine letzte Reihe Quadermauerwerk. Die genauen Maße konnten bislang allerdings weder in Längs – noch in Querrichtung erfasst werden.“ Bislang wurde die römische Mauer auf einer Länge von rund sieben Metern freigelegt. Sie ist mindestens 90 Zentimeter breit. Doch viele Antworten schlummern noch im Erdreich. Denn Anfang- und Endpunkte des Mauerwerks hat das Archäologen-Team bislang nicht entdeckt.

Stadtarchäologe Andreas Schaub ordnet ein: „Seit rund 140 Jahren vermutete man ein spätrömisches Kastell in Aachen, aber erst zwischen 2011 und 2014 gelang es, aus der Vermutung Gewissheit werden zu lassen und die Anlage zu lokalisieren.“ Damals wurde in enger Kooperation zwischen der Stadtarchäologie und der Firma ArcheoConsult Befunde des sogenannten Castrum rund um den Markthügel entschlüsselt.

Von der römischen Wehrmauer zur Königshalle Karls des Großen

Nach einer Zerstörung Aachens im Zuge fränkischer Plünderungszüge um 275/276 n. Chr. wurde der gesamte Markthügel durch eine im Fundament über fünf Meter breite Mauer mit Rundtürmen bewehrt. Ihr vorgelagert war ein rund sechs Meter breiter Graben. Letzteren hat man 2011 auf dem Katschhof entdeckt. Vergleichbare Kastelle kennt man aus Jülich, Bitburg und Jünkerath. Die spätrömische Wehrmauer wurde durch Karl den Großen weitergenutzt. Seine Königshalle (das heutige Rathaus) hat man auf seiner Südflanke errichtet. Erst im 12. Jahrhundert wurden die Kastellmauern niedergelegt. Auch heute ist davon noch etwas zu sehen. Unter einer Glasplatte im Gebäude Markt 46 (Restaurant Five Guys) können Menschen ein erhaltenes Mauersegment mit Ansatz eines der runden Türme betrachten.

Castrum Aachen
Im Jahr 2011 hat man die ersten Nachweise gefunden: In Aachen gab es ein spätrömisches Kastell. Zeichnung: Stadt Aachen / Andreas Schaub

Der nun angetroffene Mauerrest verläuft in der Pontstraße parallel zu dieser. „Es könnte sich dabei um Reste eines Tores handeln“, vermuten Schaub und Kyritz. Weitere Tore vermuten die Experten im Verlauf der Jakobsstraße an der Einmündung in den Markt und am Beginn der Großkölnstraße. Konkrete Befunde gibt es dafür allerdings nicht.

Ziel ist es, den beachtenswerten aktuellen archäologischen Befund so gut es geht zu erhalten. Hierzu laufen derzeit intensive Absprachen. Nach der Begutachtung und der Dokumentation der archäologischen Funde wird die Baumaßnahme an der Stelle wie geplant weitergeführt. Grundsätzlich gehen die Schachtungsarbeiten in der Pontstraße unter archäologischer Aufsicht bereits weiter.

Meldung der Stadt Aachen