Neues zum UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes

Gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und Kreise, in denen die Fundplätze der Welterbestätte liegen, erhielten LVR-Direktorin Ulrike Lubek und LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic (vorne rechts) für den LVR die Urkunde zum UNESCO-Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes.
Gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und Kreise, in denen die Fundplätze der Welterbestätte liegen, erhielten LVR-Direktorin Ulrike Lubek und LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic (vorne rechts) für den LVR die Urkunde zum UNESCO-Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes. Foto: LVR / M. Zanjani

Überreichung der Urkunden zum UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes

Der Niedergermanische Limes wurde am 27. Juli von der UNESCO als Welterbe anerkannt. Über die Hälfte der Fundplätze der länderübergreifenden Welterbestätte liegen in Nordrhein-Westfalen. Nun überreichte Dr. Birgitta Ringbeck vom Auswärtigen Amt den zugehörigen 19 Kommunen und den sechs Kreisen sowie dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG) in Bonn offiziell die Urkunden der UNESCO. Anschließend unterzeichneten die Kommunen und Kreise sowie der LVR und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege eine Kooperationsvereinbarung zum zukünftigen Umgang mit dem Welterbe.

Vor 16 Jahren begann der Weg zum Welterbe. Die Überreichung der Urkunden markiert nach der Ernennung nun den Höhepunkt dieses Weges. In einem feierlichen Akt nahmen Ministerin Ina Scharrenbach für das MHKBG und LVR-Direktorin Ulrike Lubek für den LVR die Urkunden im LVR-LandesMuseum in Bonn entgegen.

Ministerin Scharrenbach würdigte den besonderen Moment: „Die Urkunden machen deutlich sichtbar, welchen Schatz unser Bundesland beherbergt und welche Aufgaben nun auf uns warten. Ich freue mich, dass das Land Nordrhein-Westfalen die ersten wichtigen Schritte zur Sichtbarmachung des neuen Welterbes mit einer Anschubförderung von 1,5 Millionen Euro unterstützt. Dem Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland und den kommunalen Limes-Partnern danke ich herzlich für ihr Engagement. Sie machen es möglich, dass das Welterbe Niedergermanischer Limes sehr viel mehr ist, als die Summe seiner Teile.“

Ebenso empfingen die Ober- bzw. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Landräte und Landrätinnen der Kommunen und Kreise ihre jeweiligen Urkunden. „UNESCO-Welterbestätten genießen ein hohes Ansehen und stellen eine besondere Wertschätzung des kulturellen Erbes dar. Für unsere 19 Kommunen am Niedergermanischen Limes mit ihren herausragenden Bodendenkmälern ist die Anerkennung als Welterbe eine wichtige Auszeichnung“, betonte Ulrike Lubek zum Auftakt der Veranstaltung. „Wir wollen als kommunale Familie nun gemeinsam daran arbeiten, dass dieses Erbe für die Menschen vor Ort erlebbar wird. So wird zum Beispiel bald das Welterbe auf einem entsprechend markierten Rad- und Wanderweg ‚erfahr-und begehbar‘. An den insgesamt 24 Fundplätzen vermitteln Info-Tafeln Wissenswertes. Und bereits jetzt lädt der LVR-Archäologische Park Xanten in seinen ‚Limes-Pavillon‘ ein: Hier transportieren Lebensbilder und begehbare Karten ganz niederschwellig ein Verständnis vom Niedergermanischen Limes.“

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Ob Obergermanisch-Raetischer Limes, Hadriansmauer oder Antoninuswall – vom Limes sind vielerorts eindrucksvolle Überreste in der Landschaft erhalten. Viel wichtiger und länger waren jedoch die großen Ströme als Grenzen. Hier reihten sich die Militäranlagen zu deren Sicherung wie Perlen an einer Schnur. Allerdings sind manche der Plätze an Rhein, Main und Donau durch die sich ändernden Flussläufe heute auch zerstört.

Denn unmittelbar nach der Verleihung folgte der nächste Schritt im Umgang mit dem Welterbe: Der LVR, die Kommunen, Kreise und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung, in der sie sich gemeinsam zu Schutz und Pflege der Welterbestätte verpflichten. Diese Vereinbarung bildet die Basis für die zukünftige und nachhaltige Entwicklung des Niedergermanischen Limes in Nordrhein-Westfalen, der mit all seinen vielfältigen Bestandteilen als eine integrale, einheitliche Welterbestätte erkennbar sein und touristisch erschlossen werden soll. Künftig wird der LVR, konkret das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR), die Aufgabe des Welterbebeauftragten übernehmen.

„Wir sind uns des außergewöhnlich universellen Wertes des Niedergermanischen Limes und der Verantwortung dafür bewusst“, hob Milena Karabaic, LVR-Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege, hervor. „Nicht zuletzt hat gerade unser römisches Erbe dazu beigetragen, dass wir im Rheinland eine urbane, vielfältige und dynamische Kulturlandschaft haben. Der Schutz und die Pflege unseres kulturellen Erbes ist uns allen ein gemeinsames Anliegen.“

Hintergrund

Die länderübergreifende Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“ umfasst entlang des Rheins in den Niederlanden und in Deutschland insgesamt 44 Fundplätze von Katwijk an der Nordsee (Niederlande) bis Remagen in Rheinland-Pfalz, darunter 24 in Nordrhein-Westfalen. Es handelt sich dabei um Roms früheste lineare Grenze. Deren 450-jährige Geschichte bildet zugleich die gesamte Bandbreite von Militärlagern und zugehörigen Zivilsiedlungen der Römischen Kaiserzeit ab. An vielen Fundplätzen lassen sich heute noch authentische Grundrisse, aber auch Roms innovativer Umgang mit dieser dynamischen Flusslandschaft erfahren. Herausragende organische Erhaltungsbedingungen machen den Niedergermanischen Limes dabei zu einem der bedeutendsten archäologischen Zeugnisse römischer Grenzen.

Bereits 2005 hatte das MHKBG und das LVR-ABR die Initiative zu einem UNESCO-Welterbeantrag ergriffen. Fünf Jahre später wurde dann mit den Kolleginnen und Kollegen in den Niederlanden eine Kooperation bei diesem Antrag vereinbart. Unter Federführung des LVR-ABR gelang mit vom MHKBG geförderter Forschung ein so großer Wissenszuwachs, wie es ihn seit vielen Jahrzehnten an keinem anderen Abschnitt der einstigen Grenze des Römischen Reiches gegeben hat.

Weitere Infos sind hier zu finden.

Nach Pressemitteilung des LVR.

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