Die französische Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin hat die Entdeckung wichtiger archäologischer Überreste in der Vierung von Notre-Dame de Paris bekanntgegeben. Die Einrichtung zur Erhaltung und Restaurierung der Kathedrale (EPRNDP), die Bauherrin der Baustelle, hatte eine archäologische Präventivausgrabung veranlasst, bei der Fragmente des alten Lettners freigelegt wurden, der den Chor des Bauwerks vom Bereich für die Laien abgrenzte. Zudem kam ein Bleisarkophag zum Vorschein, der wahrscheinlich in das 14. Jahrhundert datiert.
Auslöser für die Grabungen waren die Wiederaufbauarbeiten im Anschluss an den Großbrand der Kathedrale im April 2019. Vor dem Aufbau des Gerüsts, das für die Aufbauarbeiten an der Turmspitze benötigt wird, wurde von der DRAC Île-de-France (regionales Amt für Archäologie) eine präventive archäologische Ausgrabung an der Vierung des Querschiffs vorgeschrieben. Die Ausgrabung, die am 2. Februar 2022 begann, wird vom Institut national de recherches archéologiques préventives (INRAP) durchgeführt. In Absprache mit der DRAC und dem INRAP hat die Bauherrin die Fortsetzung der Ausgrabungen bis zum 25. März ermöglicht, um deren volles Potenzial auszuschöpfen.
Obwohl der Boden des Querschiffs bereits durch die Untersuchungen von Eugène Viollet-le-Duc aus dem 19. Jahrhundert und insbesondere durch die im Rahmen der Ausgrabung freigelegten Ziegelheizungszüge in Mitleidenschaft gezogen worden war, enthüllten die laufenden Arbeiten Überreste von bemerkenswerter wissenschaftlicher Qualität.
Die gesamte Fläche ist von einer geschotterten Bodenplatte bedeckt, die spätestens auf das 18. Jahrhundert datiert wird. Sie enthält zahlreiche Gräber und ruht auf Siedlungsschichten, die auf das 14. Jahrhundert datiert werden, und diese wiederum auf Böden, die möglicherweise aus dem frühen 13. Jahrhundert stammen.
Unter den ausgegrabenen Gräbern wurde ein vollständig erhaltener menschenförmiger Sarkophag aus Blei freigelegt. Eine erste Analyse der Fundstücke aus der darüber liegenden Erdschicht könnte darauf hindeuten, dass diese Bestattung spätestens ins 14. Jahrhundert datiert. Aufgrund der Merkmale und der Lage des Sarkophags ist es wahrscheinlich, dass es sich um die Bestattung eines hohen Würdenträgers handelt.
Schließlich wurde bei den archäologischen Arbeiten auch eine Grube unmittelbar unter dem heutigen Bodenbelag der Kathedrale entdeckt, in der polychrome Skulpturenelemente vergraben waren. Diese wurden als Teil des alten Lettners von Notre-Dame identifiziert, der um 1230 erbaut und Anfang des 18. Jahrhunderts zerstört wurde. Bei seinen Arbeiten im mittleren 19. Jahrhundert hatte Viollet-le-Duc weitere Fragmente dieses Lettners gefunden, die heute im Louvre ausgestellt sind. Es handelt sich also um eine äußerst interessante Entdeckung, die neue Erkenntnisse über den Lettner und die Qualität seiner Malereien liefern könnte.
Die Kulturministerin und der Präsident der öffentlichen Einrichtung zur Restaurierung der Kathedrale, Armeegeneral Jean-Louis Georgelin, zeigten sich erfreut über diese Entdeckungen, die das Verständnis der Geschichte von Notre-Dame de Paris bereichern werden.
Nach Pressemitteilung des französischen Kulturministeriums und des INRAP
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