Von einem entlegenen Außenposten erhielt das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein vor rund zwei Jahren eine ungewöhnliche Fundmeldung: Aus dem Blaubach-Priel östlich des Süderoogsandes ragte 2018 ein Spant aus dem Watt. Im März 2020 lag dann der rund 18 m lange Abschnitt einer Bordwand vollständig frei und wurde dank tatkräftiger Unterstützung durch Finder Holger Spreer von der Hallig Süderoog sowie Paul Rusch dokumentiert. Proben konnten anschließend dendrochronologisch in die 1730er-Jahre datiert werden.
An dem Wrack konnten bereits viele bauliche Details beobachtet werden, die Aufschluss über die Herkunft des Schiffes geben. Die Bauweise entspricht einer in den Niederlanden des 17. Jh. üblichen Sonderform des Kraweelschiffbaus, wie sie schon von Nicolaas Witsen in seinem 1671 erschienen Werk beschrieben wurde. Nun haben wir den Nachweis, dass man diese Sonderform im 18. Jh. weiterhin baute. Zudem hat der Neufund eine doppelte Außenbeplankung und ist somit nach dem Wrack von Hörnum Odde (um 1690) schon das zweite Beispiel mit diesem Merkmal in Schleswig-Holstein. Weltweit sind rund zwölf Funde dieser Art bekannt, von denen die meisten Schiffe der Niederländischen Ostindienkompanie waren, wie die berühmte 1629 vor Australien gesunkene »Batavia«. Aber auch andere Schiffe erhielten zu der Zeit eine doppelte Beplankung – so Walfänger oder die »Sandskuder« aus Dänemark. Nahe beim Wrack fanden sich eine Tonpfeife und die Scherbe einer altniederländischen Fayence mit blauer Pinselbemalung.
Aufgrund der starken Küstenerosion sind in den letzten Jahren vermehrt frühneuzeitliche Wrackfunde im Nordfriesischen Wattenmeer zutage gekommen, wie zuletzt 2017 auf dem Japsand bei Hallig Hooge (AiD 4/2017, S. 52) und 2016 auf Hörnum Odde, Sylt (AiD 1/2017, S. 4). Aufgrund der starken Tidenströmung und der exponierten Lage ist mit einer baldigen Zerstörung des Wracks zu rechnen.
| D. Zwick, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein
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