Grenzüberschreitung am Limes

Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen – Roms fließende Grenzen

Vom 24. September 2021 bis 27. Februar 2022 im Lippisches Landesmuseum Detmold

Grenzüberschreitung am Limes: Illustration der Rheinüberquerung
Rheinüberquerung / Illustration: Lippisches Landesmuseum, S. Götze

Im Juli 2021 wurde der niedergermanische Limes zum UNESCO-Weltkulturerbe gekürt. Der Limes war eine der wichtigsten Grenzabschnitte im Römischen Reich und hat das Leben der indigenen Bevölkerung in den anliegenden Provinzen nachhaltig beeinflusst. Um die kulturelle und historische Relevanz dieses Grenzabschnittes zu würdigen, wurde der Limes nicht nur in die Liste der Weltkulturerben aufgenommen, er ist das zentrale Thema der diesjährigen Archäologischen Landesausstellung Nordrhein-Westfalen „Roms fließende Grenzen“, die vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Nordrhein-Westfalen finanziert wird. Vom 24. September 2021 bis zum 30. Oktober 2022 werden an den fünf Standorten Köln, Bonn, Xanten, Haltern und Detmold unterschiedliche Perspektiven auf die historische Grenze und die Menschen die mit ihr lebten. Im Rahmen dieses großen Projektes  zeigt das Lippische Landesmuseum Detmold vom 24. September 2021 bis zum 27. Februar 2022 die Sonderausstellung „Grenzüberschreitung am Limes“, die durch viele Förderer, wie u.a. die LWL-Kulturförderung ermöglicht wurde.

Besucherinnen und Besucher erkunden den Alltag des Lebens an der Grenze aus der Sicht der indigenen Einwohner, die von den Römern als „Germanen“ bezeichnet wurden – eine Fremdbezeichnung, da die Einheimischen sich weder selbst so nannten, noch sich als einheitliches Volk sahen.

In sorgfältiger Arbeit hat das Lippische Landesmuseum aus ganz Nordrhein-Westfalen 400 Exponate zusammengetragen, die in dieser Konstellation noch nie zuvor zu sehen waren. Die archäologischen Funde stammen aus der späten Eisenzeit (ca. 150-50 v. Chr.) bis in die späte Völkerwanderungszeit um 500. n. Chr. Eindrucksvolle Bilder des renommierten Illustrators Samson Götze visualisieren das damalige Leben. Götze ist besonders für seine Art, Fotorealismus mit Cartoons zu verschmelzen bekannt und arbeitete bereits für den Spiegel und National Geographic. Ein Chatbot ermöglicht es den Exponaten sogar selbst von ihren Erlebnissen zu berichten. Hierfür benötigt man lediglich ein Smartphone. Die Besucherinnen und Besucher erleben so den Alltag und das Leben am Limes hautnah aus der Perspektive der einheimischen Bevölkerung. 

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Roms Grenzen an Rhein – Main – Donau

Dank eindrucksvoller und gut erhaltener Überreste lag der Fokus bei
der Erforschung der römischen Reichsgrenzen lange auf den künstlichen Barrieren – Obergermanisch‐Raetischer Limes, Hadriansmauer und Antoninuswall. Doch im Hinblick auf Länge und Truppenstärke waren die Grenzen entlang von Rhein, Main und Donau bei der Sicherung des Reiches für Rom noch viel bedeutsamer.

Die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe verdeutlicht die historische und kulturelle Bedeutung des Limes sowie der archäologischen Fundstücke der Region. Der Grenzfluss trennte zwar die Bevölkerung östlich und westlich des Rheins, war jedoch keinesfalls undurchdringbar. Vielmehr befanden sich die Einheimischen und die römischen Besatzer in der Zeit von 11/10 v. Chr. bis 9 n. Chr. in einem regen interkulturellen Austausch und führten Handelsbeziehungen. Archäologische Funde innerhalb einheimischer Siedlungen und westfälische Keramik im römischen Militärlager bezeugen einen vielschichtigen Kulturkontakt und eine, überwiegend, friedliche Koexistenz. 

Die indigene Bevölkerung Westfalens sah sich nie als einheitliches Volk. Dennoch ist ihr gesellschaftliches Bild geprägt als das der „Germanen“, einem Stamm wilder Krieger, verwickelt in militärische Auseinandersetzungen mit den Römern. Die Sonderausstellung präsentiert ein realistisches Bild der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft ab 1 n. Chr. Obwohl der Limes die römischen Provinzen Germania inferior und Germania magna voneinander trennten, pflegten die Menschen dieser beiden Regionen eine ähnliche Lebensweise. Beide unterhielten grenzüberschreitende Kontakte mit den Römern. Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. fand ein reger interkultureller Austausch statt. Viele römische Güter wechselten über in westfälischen Besitz. 

Besonders als der Limes in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, bedingt durch innere und äußere Krisen des Römischen Reichs, als Grenze starke Verluste hinnahm, florierte der Austausch der beiden Provinzen links und rechts vom Rhein. Das brachte Änderungen im Leben der Einheimischen mit sich, ersichtlich durch die Integration römischer Ideen in den Alltag, wie archäologische Funde in Siedlungen wie Salzkotten-Scharmede und Bielefeld-Sieker zeigen. 

Nach über 400 Jahren endete die Besatzung mit dem Fall der römischen Welt und der Fluss, der einst die Provinzen trennte, wurde zu einem verbindenden Element. 

Kurzweilige Führungen und Angebote speziell für jüngere Besucherinnen und Besucher sorgen für ein tolles Museumserlebnis. In dieser Ausstellung heißt es: Eintauchen in spektakuläre Erzählungen von Grenzen und den Menschen die mit ihnen lebten.

Nach Pressemitteilung des Lippischen Landesmuseums