Citizen scientists entdecken mehr als 1.000 Grabhügel in den Niederlanden

Freiwillige nehmen Bodenproben in den Wäldern des Speulderbos (Foto: Eva Kaptijn).

In den letzten Jahren haben Citizen scientists des Heritage Quest-Projekts das gesamte Gebiet der Veluwe und Utrechtse Heuvelrug nach unbekanntem archäologischem Erbe abgesucht. Eines der Ergebnisse dieser Forschung ist, dass sich die Zahl der bekannten Grabhügel in diesem Gebiet verdoppelt hat.

Heritage Quest, eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Universität Leiden und Gelderland Heritage, ist das erste groß angelegte Citizen-Science-Projekt in der niederländischen Archäologie. Die Bürger konnten bequem von zu Hause aus nach archäologischen Überresten in den Gebieten Veluwe und Utrechtse Heuvelrug suchen.

Insgesamt arbeiteten über 6.500 Menschen an dem Projekt und identifizierten Tausende von potenziellen archäologischen Objekten, wie z.B. Grabhügel (ca. 2.800-500 v. Chr.), keltische Felder (prähistorische Feldkomplexe aus der Zeit zwischen 1.100 und 200 v. Chr.), Köhlereien (Orte, an denen Holz zur Herstellung von Holzkohle verbrannt wurde) und Karrenwege.

Diese Forschung wäre ohne den enormen Einsatz der Freiwilligen nicht möglich gewesen. Und ohne die Hilfe der Bürgerwissenschaftler hätten wir Archäologen vielleicht zehn Jahre gebraucht, um zu den gleichen Ergebnissen zu kommen“, sagt Eva Kaptijn, eine Archäologin von Gelderland Heritage.

Nachdem die Online-Detektivarbeit abgeschlossen war, gingen Freiwillige, Archäologen und Archäologiestudenten der Universität Leiden ins Feld, um eine Probe der gefundenen Überreste zu überprüfen.

Sie entnahmen Bodenproben von über 300 Hügeln, die über die Veluwe und Utrechtse Heuvelrug verstreut waren, und entdeckten, dass es sich bei 80 dieser Hügel um echte, bisher unentdeckte Grabhügel handelte. Anhand der Daten dieser Stichprobengruppe schätzten sie dann die Anzahl der Überreste in Gebieten, die noch nicht vor Ort überprüft worden waren. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es sich bei über 1.250 dieser Orte tatsächlich um prähistorische Grabhügel handelt.

Durch dieses bürgerwissenschaftliche Projekt hat sich die Zahl der bekannten Grabhügel in der Veluwe und Utrechtse Heuvelrug verdoppelt. Darüber hinaus wurden 36 km2 prähistorische Felder, rund 900 Holzkohleöfen und unzählige Beispiele für alte Karrenwege gefunden. Die Ergebnisse werden am 26. Januar in Apeldoorn im Rahmen einer von Gelderland Heritage organisierten Feier vorgestellt.

Die Teilnahme so vieler Freiwilliger hat eine noch nie dagewesene Menge an neuen Daten hervorgebracht und unsere Sicht auf die Vorgeschichte radikal verändert. Es hat sich gezeigt, dass die Veluwe und die Utrechtse Heuvelrug viel intensiver bewohnt waren als wir dachten“, sagt Quentin Bourgeois, Assistenzprofessor an der Universität Leiden.

Die entdeckten Überreste haben nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse hervorgebracht, sondern auch den Schutz dieses einzigartigen Erbes erleichtert. Gemeinden und Parkverwalter können die Daten für ihre Politik und ihre Managementpläne nutzen. Darüber hinaus hat die Einbeziehung der Öffentlichkeit in diese Forschung das Bewusstsein der Menschen für das Vorhandensein und den Wert ihres archäologischen Erbes geschärft.

Das könnte Sie auch interessieren!

Hunderte von Grabhügeln im Białowieża-Wald gefunden

Fast 600 Grabhügel, fast 800 Hügel mit unterschiedlichen Funktionen, Überreste alter Felder – das sind nur einige der Entdeckungen, die Archäologen im Białowieża-Wald an der Grenze zwischen Belarus und Polen gemacht haben.

Untersuchungen über die Auswirkungen des Projekts haben gezeigt, dass man seine Umgebung umso mehr zu schätzen weiß, je mehr man über die eigene Geschichte weiß und je mehr man sich als Eigentümer und Bewohner fühlt. Sie müssen nicht nach Ägypten oder Stonehenge reisen, um das Weltkulturerbe zu entdecken, denn es beginnt in Ihrem eigenen Hinterhof. Überall in der Veluwe und der Utrechtse Heuvelrug gibt es Bauwerke, die von unseren Vorfahren errichtet wurden.

Dieses Projekt hat mich für meine Umgebung sensibilisiert. Ich sehe sie mit anderen Augen. Dieses Erbe gibt es schon so lange; wir sollten es schützen“, sagt Janny Bas, eine begeisterte Teilnehmerin des Heritage Quest Projekts.

Der Erfolg des Projekts und der wichtige Beitrag, den die Bürgerinnen und Bürger zur Erforschung und zum Schutz unseres archäologischen Erbes leisten können, wurden auch von der Europäischen Kommission und Europa Nostra mit dem renommierten European Heritage / Europa Nostra Award 2022 gewürdigt.

Die Ergebnisse werden am 26. Januar präsentiert und das Projekt erhält den European Heritage / Europa Nostra Award 2022 von Europa Nostra-Generalsekretärin Sneska Quaedvlieg-Mihailovic und der stellvertretenden Leiterin der niederländischen Vertretung bei der Europäischen Kommission, Klasja van de Ridder.

Das Projekt Heritage Quest begann in der Veluwe als Zusammenarbeit zwischen Gelderland Heritage und der Universität Leiden und wurde später in der Utrechtse Heuvelrug in Zusammenarbeit mit Utrecht Landscape Heritage durchgeführt. Das Projekt wurde von der Provinz Gelderland, der Provinz Utrecht, dem Kulturbeteiligungsfonds, dem Kultur- und Denkmalschutzpakt Nord-Veluwe, dem Nationalpark Utrechtse Heuvelrug und der Gemeinde Arnheim finanziert.

Nach einer Pressemeldung der Universität Leiden.

Unser Jahres-Abo

Jahresabonnement Archäologie in Deutschland

  • Abopreisvorteil (D): 99,95 € statt 131,55 €
  • jederzeit kündbar nach Ablauf der Mindestlaufzeit von 9 Ausgaben
  • portofreie Zustellung vor Erstverkaufstag (D)
  • wbg-KulturCard gratis
  • vergünstigter Eintritt zu ausgewählten Veranstaltungen
  • 9 Hefte im Jahr