2000 Jahre alte menschliche Überreste und Tieropfer in Dorset gefunden

Archäologiestudenten der Universität Bournemouth haben in einer kürzlich entdeckten eisenzeitlichen Siedlung in Dorset die Überreste von prähistorischen Menschen und Tieropfern gefunden.

Ein menschliches Skelett in einer ovalen Grube. Die Gliedmaßen der Toten wurden sorgfältig platziert.
Ein menschliches Skelett in einer ovalen Grube. Die Gliedmaßen der Toten wurden sorgfältig platziert. (Foto: University of Bournemouth)

Eine Stätte vorrömischer Zeit

Die Stätte, die aus typischen eisenzeitlichen Rundhäusern und Vorratsgruben besteht, wurde im vergangenen September von Archäologiestudenten in Winterborne Kingston, Dorset, entdeckt. Sie stammt aus der Zeit um 100 v. Chr., also lange vor der römischen Invasion in Britannien.

In den letzten drei Wochen hat ein Team von 65 Studenten der Universität die Stätte ausgegraben. Dabei stießen sie auf die Leichen von Frauen und Männern sowie auf tierische Körperteile in Lagergruben, die ursprünglich zur Aufbewahrung von Getreide dienten.

„Die Stätten in Dorset in der späten Eisenzeit sind einzigartig, weil die Gemeinschaften hier ihre Toten in festgelegten Friedhöfen bestatteten“, erklärt Dr. Miles Russell, Archäologe an der Universität Bournemouth, der die Ausgrabungen leitet. „Anderswo im Lande wurden sie entweder verbrannt oder in Flüssen versenkt, aber in Dorset scheint man es anders gemacht zu haben.“

Die Leichen wurden in gebückter Haltung in ovalen Gruben gefunden und waren mit Fleischstücken und Keramikschalen, die ursprünglich Getränke enthielten, begraben worden. Die Entdeckung von prähistorischen Menschen, die an diesem Ort lebten, und von Gegenständen aus ihrem Alltag liefert dem Team faszinierende neue Hinweise auf die Lebensweise in der Eisenzeit.

„Wir wissen viel über das Leben in Großbritannien während und nach der römischen Invasion, weil so viel aufgeschrieben wurde“, sagt Dr. Russell. „Aber wir haben nichts was über das Leben davor geschrieben wurde. Die Antworten auf die Frage, wie sie lebten, kommen ausschließlich von dem, was wir im Boden finden.“

Ein Rinderschädel mit Wirbeln und abgetrennten Kieferknochen, der in einer ovalen Grube freigelegt wurde.
Ein Rinderschädel mit Wirbeln und abgetrennten Kieferknochen, der in einer ovalen Grube freigelegt wurde. (Foto: University of Bournemouth)

Funde geben Auskunft über religiöse Praktiken

Teams aus Studenten und Mitarbeitern der Universität untersuchen und graben seit mehreren Jahren Stätten in der Region aus. Im Jahr 2015 führten sie eine Ausgrabung einer großen eisenzeitlichen Stadt durch, die sie nach dem in der Region lebenden Stamm der Durotrigen „Duropolis“ nannten. Die Siedlung, an der sie heute arbeiten, befindet sich etwa eine halbe Meile nördlich von Duropolis. Die jüngsten Entdeckungen werden den Archäologen insbesondere helfen, mehr über die religiösen Praktiken der damaligen Gemeinschaften zu erfahren.

„Die Tierreste, die wir auf dem Boden der Gruben finden, hätten diese Siedlung wochenlang ernähren können, es war also ein bedeutendes Opfer für ihre Götter, so viel in der Erde zu vergraben. In einigen Gruben wurden Tierteile auf und zusammen mit anderen Tieren platziert, zum Beispiel fanden wir einen Kuhkopf auf dem Körper eines Schafes.“

„Wir wissen nicht, warum sie das getan haben, für uns ist es offen gesagt bizarr, aber es ist ein faszinierender neuer Einblick in ihr Glaubenssystem“, erklärt Dr. Russell.

Topf aus der Eisenzeit
Topf aus der Eisenzeit (Foto: University of Bournemouth)

Der Archäologiestudent Nathan Sue hat die Funde aus der Siedlung, darunter Töpferwaren, Tierknochen und Schmuckstücke, gereinigt und konserviert.

„Zu den aufregendsten Funden, die wir bei der Ausgrabung gemacht haben, gehört ein Ring, den wir in einer dazugehörigen Bestattung am Finger einer Person gefunden haben. Er besteht aus einer Kupferlegierung, vielleicht aus Bronze, und es ist schön, so etwas zu finden, denn Ringe dieses Alters sind nicht üblich“, sagte Nathan.

Sarah, die ebenfalls Archäologie an der Universität Bournemouth studiert, ist Teil des Grabungsteams. Sie sagte: „Wir haben erfahren, dass die Menschen, die hier vor zweitausend Jahren lebten, diese Lagergruben mit ihren Abfällen füllten, und wir haben Töpferwaren, Knochen, Holzkohle und Feuerstein gefunden. Wir wissen, dass sie ihre Toten hier begraben haben und sie mit Sorgfalt in den Boden gelegt wurden. Sie begraben ihre Toten in einer sehr spezifischen Weise, so dass sie sehr identifizierbar sind“.

Die Ausgrabung wird noch eine Woche andauern, und die menschlichen Knochen werden an der Universität Bournemouth analysiert, bevor sie schließlich wieder in den Boden zurückgebracht werden. Das Universitätsteam wird dann das Gebiet in Ost-Dorset weiter untersuchen und nach weiteren Siedlungsaktivitäten suchen, die weitere Geheimnisse über das Leben im vorrömischen Britannien enthüllen könnten.

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Nach einer Pressemitteilung der University of Bournemouth

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