Die Ladung des Wracks der Skaftö erzählt eine Geschichte der Handelswege des 15. Jahrhunderts

Im Jahr 2003 wurde das Wrack der Skaftö auf dem Meeresgrund vor Lysekil, nördlich von Göteborg, gefunden. Das Foto zeigt die Kupferbarren (Foto: Jens Lindström/Bohusläns Museum).

Forschungen an der Universität Göteborg haben ergeben, dass die Skaftö wahrscheinlich in Danzig (heute Gdańsk) Ladung aufgenommen hatte und in Richtung Belgien unterwegs war, als es um 1440 im Lysekil-Archipel unterging. Moderne Analysemethoden der Ladung geben nun völlig neue Antworten auf die Frage, wie der Handel im 15. Jahrhundert ablief.

„Die Analysen, die wir durchgeführt haben, geben uns ein sehr detailliertes Bild von der letzten Reise des Schiffes und sagen uns auch etwas über die geografische Herkunft der Ladung. Vieles davon ist für uns völlig neu“, sagt Staffan von Arbin, ein maritimer Archäologe. So war beispielsweise bisher nicht bekannt, dass Kalziumoxid (CaO), gemeinhin als Branntkalk bekannt, im 15. Jahrhundert von Gotland aus exportiert wurde.

Im Jahr 2003 wurde das Wrack der Skaftö auf dem Meeresgrund vor Lysekil, nördlich von Göteborg, gefunden. Doch erst jetzt konnten die Forscher die Ladung mit neuen, modernen Methoden analysieren.

Einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung des Meeresarchäologen Staffan von Arbin von der Universität Göteborg ist es gelungen, die Herkunft der Ladung und die wahrscheinliche Route des Schiffes zu kartieren. Die Studie liefert neue Erkenntnisse über die im Mittelalter gehandelten Waren und die Handelsrouten in dieser Zeit.

Die Ladung umfasste Kupfer, Eichenholz, Branntkalk, Teer, Ziegel und Dachziegel. Bei früheren archäologischen Unterwasseruntersuchungen des Bohusläns-Museums wurden bereits Proben der Ladung aus dem Wrack entnommen. Aber erst jetzt ist es möglich, die Ladung mit modernen Analysemethoden zu untersuchen.

Von Gotland in Schweden

Mit diesen Analysen konnten die Forscher feststellen, dass das Kupfer zum Beispiel in zwei Gebieten in der heutigen Slowakei abgebaut wurde. Die Analysen zeigen auch, dass die Ziegel, das Holz und wahrscheinlich auch der Teer aus Polen stammen, während der Branntkalk offenbar aus Gotland stammt.

Mittelalterlichen Quellen zufolge wurde Kupfer aus den slowakischen Bergbaurevieren in den Karpaten über Flusssysteme bis in die polnische Küstenstadt Gdańsk (Danzig) transportiert. Im Mittelalter war Danzig auch der wichtigste Hafen für den Export von Eichenholz. „Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass das Schiff in Gdańsk seine Ladung aufnahm, bevor es seine endgültige Reise antrat.“

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Auf dem Weg nach Belgien

Die Zusammensetzung der Ladung deutet darauf hin, dass das Schiff auf dem Weg zu einem westeuropäischen Hafen war, als es aus unbekannten Gründen in den Schären von Bohuslän unterging. Auch hier hat das Forschungsteam Schlussfolgerungen aus historischen Quellen gezogen.

„Wir glauben, dass das Ziel des Schiffes Brügge in Belgien war. Im 15. Jahrhundert war diese Stadt ein wichtiger Handelsplatz. Wir wissen auch, dass das in Mitteleuropa produzierte Kupfer von dort aus zu verschiedenen Mittelmeerhäfen, darunter auch Venedig, verschifft wurde.“

In der Studie werden die jüngsten Untersuchungen zur Zusammensetzung der Ladung vorgestellt. Diese Ergebnisse wurden dann mit anderen archäologischen und historischen Quellen aus demselben Zeitraum verglichen. Die Studie wurde in dem Artikel Tracing Trade Routes: Examining the Cargo of the 15th-Century Skaftö Wreck, im International Journal of Nautical Archaeology veröffentlicht. Der Artikel kann als Open Access unter folgender Adresse abgerufen werden: https://doi.org/10.1080/10572414.2022.2076518

Fakten zur Skäftö

Das im Jahr 2003 entdeckte Wrack der Skaftö stammt aus den späten 1430er Jahren und ist vermutlich um 1440 gesunken. Das Wrack wurde zwischen 2005 und 2009 vom Bohusläns Museum unter der Leitung des maritimen Archäologen Staffan von Arbin archäologisch untersucht.

Die soeben veröffentlichte Studie ist Teil von Staffan von Arbins bevorstehender Doktorarbeit in Archäologie an der Universität Göteborg, die sich mit der mittelalterlichen maritimen Verkehrsgeografie in der heute schwedischen Region Bohulän befasst, die zu dieser Zeit zu Norwegen gehörte.

Nach einer Pressemeldung der Universität Göteborg, Cecilia Sjöberg.

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