Eine archäologische Reise durch alle Epochen der Geschichte Westfalens

Die jährliche Tagung der LWL-Archäologie 2023

Tagung der LWL; Schlackenhalde
Durch die Flutkatastrophe beschädigte Bodendenkmäler, wie diese durch die Flut angeschnittene Schlackenhalde, werden dokumentiert.
Foto: LWL/ S. Sonntag

Die jährliche Archäologie-Fachtagung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) fand am Montag (20.03.) das erste Mal in hybrider Form statt. 200 Teilnehmer:innen haben die Tagung vor Ort in Münster verfolgt, darüber hinaus zahlreiche Zuschauer:innen über einen Livestream Internet.
LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „In jedem Jahr werden zahlreiche neue Fundplätze entdeckt und bekannte weiter erforscht. Gleich einer unbekannten Schatztruhe enthüllt der Boden stetig neue Befunde und Funde, die wissenschaftlich aufgenommen und untersucht werden müssen. Tagungen wie diese tragen die neuen Forschungsergebnisse zusammen und regen zum intensiven Austausch an.“

Während der Tagung gaben insgesamt 13 Vorträge einen Rückblick auf die archäologischen Höhepunkte des vergangenen Jahres. Neu im Programm waren 14 Kurzvorträge, die schlaglichtartig in wenigen Minuten einen kurzen Überblick über einzelne Fundobjekte oder Themen ermöglichten.

Inhaltlich waren die Themen breit gefächert: Die Teilnehmenden reisten, beginnend mit der Paläontologie und der Suche nach den letzten riesigen Ichthyosauriern über das römische Uferkastell in Haltern bis hin zu einem mittelalterlichen Münzschatzfund und Themen der Neuzeitarchäologie, durch alle Epochen der Geschichte Westfalens. Die Tagung endete mit Vorträgen zu den Methoden der Archäologie und der zeitgemäßen Vermittlung von archäologischem Wissen in den Archäologiemuseen des Landschaftsverbandes.

Archäologische Perspektiven der Flutkatastrophe 2021

Ein Beispiel für eines der Themen, war ein Vortrag, der sich aus archäologischer Sicht mit der Flutkatastrophe vom Juli 2021 auseinandersetzte. Das Hochwasser traf auch viele Bewohner:innen des Sauerlandes schwer und zerstörte zahlreiche Existenzen, doch auch die regionalen Bodendenkmäler des Sauerlandes blieben nicht unbeschadet. Daher begann im Frühling 2022 eine großflächige Prospektion, bei der bekannte Fundstellen untersucht und Schäden dokumentiert wurden. Außerdem konnten bei den Erkundungen alte bereits bekannte, aber nur ungenau in den 1950er und 1960er Jahren kartierte aufschlussreiche Fundstellen wieder lokalisiert werden.

Augustäische Weinamphoren aus Paderborn

Einer der Kurzvorträge stellte den Fund von vier fragmentarisch erhaltenen, augusteischen Weinamphoren aus Paderborn vor. Im Herbst 2022 kamen diese Amphoren bei einer Grabung am St. Johannisstift zum Vorschein. Sie legen nah, dass vor mehr als 2000 Jahren römischer Wein nach Paderborn importiert wurde. Damit werfen sie ein komplett neues Licht auf die Geschichte der Stadt. Ein Legionslager ist in Paderborn nicht zu vermuten, die neuen Funde lassen jetzt jedoch die Existenz eines römischen Wachtpostens möglich erscheinen. Dies ist der erste Hinweis auf die Präsenz von römischem Militär im Gebiet der heutigen Stadt.

Tagung der LWL; römische Weinamphoren
Die im letzten Jahr in Paderborn gefundenen Fragmente von römischen Weinamphoren werfen ein neues Licht auf die römische Geschichte der Stadt. Sie lassen die Existenz eines römischen Wachtpostens möglich erscheinen. Foto: LWL/ S. Michalski

Das könnte Sie auch interessieren!

Römer am Johannisstift? – Reste römischer Luxusgüter in Paderborn gefunden

In Paderborns Innenstadt haben Archäolog:innen überraschend Amphorenscherben aus der Zeit der Römer vor 2.000 Jahren entdeckt. Bisher waren nur wenige, jüngere Hinweise auf die Römerzeit in Paderborn gefunden worden, wahrscheinlich Beute oder Handelsgut von Germanen.

„Durch den Neuentwurf des Denkmalschutzgesetztes ist es umso wichtiger, auf die Arbeit der Archäolog:innen in Westfalen hinzuweisen“, so Prof. Dr. Michael Rind, LWL-Chefarchäologe und Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. „Allein im vergangenen Jahr fanden mehr als 240 Ausgrabungen statt, und der Bauboom hält weiter an. Die Zahl der Grabungen hat sich in den vergangenen zwölf Jahren in Westfalen fast vervierfacht, die Anzahl der Lizenzen für Sondengehende steigt stetig. Da zukünftig mehr Arbeit auf uns zukommen wird, müssen wir die Bedeutung unserer Arbeit in der Öffentlichkeit stärker kenntlich machen“, sagte Rind.

Nach einer Pressemeldung des LWL

Tagung